Zwei Vorträge über demographischen Wandel

NRW-Städte schrumpfen – und Jülich?
Von tee [02.03.2007, 19.38 Uhr]

Viele Themen ranken sich um den demografischen Wandel.

Viele Themen ranken sich um den demografischen Wandel.

Das Thema ist heiß und heißt „demografischer Wandel“. Dahinter verbirgt sich die Bevölkerungsentwicklung in den kommenden Jahren. Dass die Deutschen aussterben, ist derzeit eher Gesprächsstoff am Stammtisch und in der Politik, dabei sind die Auswirkungen tatsächlich und praktisch für jeden Bürger bis nach Jülich hin spürbar.

Im vergangenen Jahr sind aus Bedarfsmangel zwei Kindergartengruppen im Jülicher Stadtgebiet geschlossen worden, wie Katarina Esser als Leiterin der Stabsstelle für Gleichstellung und Sozialplanung erläutert. Das bedeutet nicht nur, dass 50 Kinder weniger untergebracht werden mussten, es fallen auch vier Stellen für Erzieher weg. „Im Jahr 2020 werden 30 Prozent der Menschen über 60 Jahre alt sein“, ergänzt Wolfgang Hommel, Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing Jülich, und ergänzt als Einzelhändler die praktische Bedeutung: „Das heißt etwa, dass ich in Zukunft nicht mehr so viele Kinderwagen verkaufe…“ „Dafür aber mehr Rollatoren“, hält Katarina Esser dagegen. Flexibilität und rechtzeitige Planung für die neue Situation sind dringend angebracht. Damit das gelingt, haben die städtischen Stabsstelle und der Verein Stadtmarketing in Abstimmung miteinander Referenten eingeladen.

„Jülich im demografischen Wandel: von Zahlen zu Handlungsstrategien“ lautet der Vortrag von Kerstin Schmidt, Projektleiterin „Wegweiser Demografie Bertelsmann Stiftung“ und „Demografie lokal“, Gütersloh. Sie stellt am Dienstag, 6. März, ab 18.30 Uhr im Kaiserhof die Themen Kinder- und Familienfreundlichkeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Zusammenleben von Jung und Alt sowie Seniorenpolitik und Integration von Ausländern in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen.

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Zwei Partner, drei Akteure: Der Verein Stadtmarketing mit Wolfgang Hommel (l.) und Jürgen F. Hake (r.) und  Katarina Esser von der städtischen Gleichstellungsstelle haben Referenten zum demografischen Wandel eingeladen.

Zwei Partner, drei Akteure: Der Verein Stadtmarketing mit Wolfgang Hommel (l.) und Jürgen F. Hake (r.) und Katarina Esser von der städtischen Gleichstellungsstelle haben Referenten zum demografischen Wandel eingeladen.

Zwei Wochen später, am Dienstag, 20. März, ist der Schwerpunkt Arbeitsmarkt, Nachfrage und Konsum, Kranken- und Rentenversicherungen in der Zukunft, sowie mögliche Handlungsspielräume. Im Technologiezentrum findet an diesem Tag ab 19.30 Uhr das 24. Forschungsgespräch statt, bei dem Dr. Jochen Hoffmeister, Geschäftsfeldleiter der Prognos AG vorträgt unter dem Titel „Der demografische Wandel in Deutschland und seine Auswirkungen auf die Städte und Kommunen“.

Die Vorträge stützen sich auf Studien von Bertelsmann und Prognos, die Referenten waren an diesen Untersuchungen beteiligt. Die Städte in Nordrhein-Westfalen, so geht daraus hervor, werden bis zu 15 Prozent ihrer Bevölkerung verlieren. „Auf Jülich bezogen wären das rund 4500 Menschen, die nicht mehr einkaufen, wohnen, an Veranstaltungen teilnehmen“, erläutert Wolfgang Hommel. Schenkt man allerdings dem Wegweiser Demografie Bertelsmann Stiftung Glauben, so wird es in Jülich noch glimpflich abgehen: Der status quo wird vorhergesagt. Dennoch eine Entwicklung, die auch städteplanerisch bedacht sein muss. Jürgen F. Hake, Moderator und Vize des Vereins Stadtmarketing formuliert die Konsequenz: „Unsere Stadt muss kompakt bleiben.“

Zwei Abende, darin sind sich die Initiatoren der Vorträge einig, reichen nicht aus, um die Komplexität demografischen Wandels vollständig abzudecken. Aber sie enthalten bereits eine Fülle von Anstößen zu konkretem Handeln für jeden Einzelnen.


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