Ausstellung, Lesung und Andacht.
Jüdische Woche in Jülich
Von Redaktion [02.11.2006, 20.30 Uhr]
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Der Gleichgültigkeit entgegen treten und ein Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus in Jülich setzen, das ist das Anliegen der Jüdischen Woche in Jülich. Ein großes Bündnis aus Gemeinden, Stadt Jülich, Intiativen, Inistitutionen und Vereinen laden aus diesem Anlass zu einer Anzahl von Veranstaltungen.
„Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der rechtsextreme Parteien in Deutsche Länderparlamente einziehen und Übergriffe mit einem rechtsextremen Hintergrund zunehmen“, erklärt Dirk Eickenhorst von der Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz. Er weist auf einen Vorfall in jüngster Vergangenheit hin, als in Sachsen Anhalt drei Schüler einer Sekundarschule in Parey ihren 16-jährigen Mitschüler zwangen, auf dem Schulhof ein Schild mit einem judenfeindlichen Spruch zu tragen.
Rechtsradikalismus sei kein „Problem des Ostens“, wie der Halbjahresbericht 2006 des Verfassungsschutzes in NRW beweise. Demzufolge liegt im ersten Halbjahr 2006 der Anteil rechtsextremistisch motivierte Straftaten an allen politisch motivierten Straftaten bei 72,3 Prozent. 9,8 % dieser Straftaten waren Gewaltdelikte. Den Löwenanteil dieser Delikte (46 %) verübten Rechtsextremisten. „Im Klartext waren dies 87 Körperverletzungen“, rechnet Eickenhorst vor. Die politischen Gruppierungen sind auch vor Ort aktiv: Am 2. September, so Michael Klarmann, hätte die NPD und die rechtsextremistische „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) in Jülich einen Infostand aufgebaut.
Diesen rechten Bestrebungen will das Veranstalter-Bündnis aktiv entgegen treten – durch Erinnung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten und Gedenken an die Opfer.
![]() Traditionell ist inzwischen der Schweigemarsch von der Gedenktafel an der Synagoge zum Mahnmal auf dem Propst-Bechte-Platz. |
Das Programm
Auftakt zur Jüdischen Woche ist am Freitag, 3. November, wenn um 15.30 Uhr eine Führung über den jüdischen Friedhof mit Totengedenken an der Ecke Propst-Bechte-Platz/Aachener Straße beginnt. Männliche Teilnehmer sollen hierzu bitte eine Kopfbedeckung tragen. Über die Woche hinaus ein Zeichen setzen wird die Ausstellung „Auf dem langen Weg zum Haus des Nachbarn“ in der Christuskirche. Sie wird am Sonntag, 5. November, um 11.15 Uhr im Anschluss an den Gottesdienst eröffnet und bis 24. November zu sehen sein
Die Ausstellung beschäftigt sich in einem ersten Teil mit antijüdischen Vorstellungen in der christlichen Tradition. Im zweiten Teil werden neue Wege in Kirche und Theologie anhand von Beispielen vorgestellt. Der dritte Teil setzt sich mit der jüdischen Wahrnehmung des Christentums auseinander. Schließlich wird in einem vierten Teil heutiges jüdisches Leben im Rheinland vorgestellt.
In einer Hörstation werden Interviews mit in Deutschland lebenden Juden zu hören sein. Ergänzt wird die Ausstellung um eine fünfte Station mit der Aufarbeitung der Vergangenheit in Jülich. Orte des Erinnerns, Zeiten des Erinnerns sowie eine Dokumentation über die z. T. ergreifenden Begegnungen mit Überlebenden oder jüdischen Angehörigen ehemaliger Bürger werden zu sehen sein, sowie die Namen aller ermordeten jüdischen Jülicher Bürger. Dokumentiert wird auch der zum Teil schwierige Prozess, sich in den Anfangsjahren überhaupt einer Beschäftigung mit diesem Thema in der Öffentlichkeit anzunehmen.
Besonders eingeladen sind Schulklassen, denen spezielle Führungen angeboten werden. Wochentags ist die Schau von 9 bis 12 Uhr und sonntags nach dem Gottesdienst bis 12 Uhr, sowie nach telefonischer Absprache geöffnet. Um Anmeldung wird gebeten. Anmeldungen nimmt das evangelische Gemeindebüro, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Düsseldorfer Straße 30, 02461 / 54155, entgegen.
Bereits zum zweiten Mal in Jülich ist Dr. Lorenz Peter Johannsen. Er liest am Donnerstag, 9. November, ab 19.30 Uhr in der Christuskirche aus seinem Buch „Kinderarzt Karl Leven Lebensspuren – Todesspur“. Den Abschluss der Jüdischen Woche markiert am Sonntag, 12. November, ab 17 Uhr eine Andacht an der Gedenktafel, An der Synagoge, zum Gedenken an die Pogromnacht. Dort startet auch ein Schweigemarsch zum Mahnmal auf dem Propst-Bechte-Platz. Anschließend geht es zur Begegnung mit musikalischer Umrahmung aus jüdischer Tradition ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus.
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