Mozarts Zauberflöte in der Stadtbücherei

Jülich: Von singende Flöten und lebendigen Schatten
Von Redaktion [24.10.2006, 21.35 Uhr]

Marlies Stechemesser erzählte die Geschichte "Die Zauberflöte"

Marlies Stechemesser erzählte die Geschichte "Die Zauberflöte"

Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten, sagt der Volksmund. Eine glänzende Vorstellung zeigte das elfköpfige Ensemble um Marlies Stechemesser und das Flöten-Sextett „Il Flauto dolce“ in der Stadtbücherei mit ihrem musikalischen Schattenspiel „Die Zauberflöte“. Seit Jahresanfang arbeiteten Musiker und Puppenspieler an der Hommage zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart. Gebannt folgte das überwiegend kindliche Publikum der bekannten Geschichte von Tamino und Pamina, die der rachsüchtigen Königin der Nacht trotzen und mit Hilfe des weisen Sarastro zu ihrer Liebe finden.

Charmant für Kinderohren umgeschrieben hatte Marlies Stechemesser die dramatisch-komische Geschichte, in die sie zunächst nach bester „Peter-und-der-Wolf-Manier“ einführte. Erklärt wurden anfänglich – da die Stimmen ja fehlten – welche Flöte, wessen Gesangpart übernahm. So lernten die Zuschauer ganz nebenbei die Instrumente kennen: Die Sopranino als Königin der Nacht, die Sopranflöte als Zauberflöte, Pamina wurde von der Altflöte „gesungen“, Tamino war die Tenor-, Papageno die Bass- und schließlich Sarastro die Großbass-Flöte zugeordnet. Mühelos war auch ohne Text so das Schattenspiel zu verstehen und zu verfolgen. Viele Kinder konnten, wie am melodiösen Gemurmel zu hören war, sogar einige Arien mitsingen – allen voran natürlich Papagenos „Der Vogelfänger bin ich ja“ und „Pa, Pa, Pa“

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Mit den Figuren auf Tuchfühlung: Horst Stechemesser zeigt seine "Schauspieler".

Mit den Figuren auf Tuchfühlung: Horst Stechemesser zeigt seine "Schauspieler".

Gekonnt ins Licht gerückt wurden die Figuren von Horst Stechemesser, Ingrid George und Anita Bücker. Sie hatten nach der Vorarbeit von Horst Stechemesser „leichtes Spiel“. Drei bis vier Stunden vergehen, bis unter den Händen des Scherenschneiders aus schwarzer Pappe die einzelnen Figuren wachsen. Tamino erscheint sogar in zweifacher Ausführung – mit und ohne Flöte. Am imposantesten kommt die Königin der Nacht daher: Im breit aufgebauschten Sternenkleid flößt ihr bloßer „Auftritt“ Respekt ein. Mit Trommelwirbel und schon mal von einem deutlichen Räuspern der Erzählerin angetrieben vollzogen sich die Kulissenwechsel. Da zeigten bizarre Baumformationen den Wald als Szenenort an, wuchsen Ranken im Garten des Sarastro, auf denen herrliche Paradiesvögel Platz genommen hatten oder baute sich der reich geschmückte Palast vor Tamino auf. Die Liebe zum Detail war unübersehbar.

Und unüberhörbar: „Il Flauto dolce“ hatte neben bereits vorhandenen Partituren für Flötenstimmen die Mühe auf sich genommen, die Arien für ihre Instrumente umzusetzen. Vor allem Agnes… habe sich hier verdient gemacht, erklärte Maria Krämer. Die Intonierung ließ das Orchester nicht vermissen – zumal die Flötistinnen nicht nur ihre sechs Hauptparts spielten, sondern 14 Instrumente mitgebracht hatten. Vollmundig klang und wer die Augen schloss und die Ohren öffnete hörte zweifelsohne die Solisten „singen“.

Als nach anderthalb Stunden die Geschichte endete, alle Akteure auf der Lichtspielbühne „standen“ und die Erzählerin Marlies Stechemesser mit den Worten schloss „Alles war gut“ – blieb dem eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Reichlich Applaus gab es dafür und als Zugabe durften die Kinder sogar mit den Schattenfiguren und Musikerinnen auf Tuchfühlung gehen.

Viel Nachfrage hatte es bereits im Vorfeld gegeben. Nicht alle Interessierten hatten Karten bekommen und so dürfen sich jene, die es verpasst haben, auf eine Zusatzvorstellung freuen: Am 5. Januar 2007 wird „Die Zauberflöte“ zum zweiten Mal in der Stadtbücherei Jülich gespielt.

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