Ausstellung im Hexenturm
Jülich: Harald Hansen kennt keine Zufälligkeiten
Von Redaktion [27.09.2006, 15.40 Uhr]
Anregend und in gewisser Weise auch „aufregend“ ist die derzeitige Ausstellung von Harald Hansen auf Einladung des Jülicher Kunstvereins. Wer den steilen Weg nach oben über die Treppe des Hexenturms angetreten hat, sieht sich belohnt. In den Malereien, Objekten und Fotografien werden Auge und Verstand auf hohem Niveau beschäftigt. Hier zeigt sich das Werk eines vielseitigen Künstlers, der sein Handwerkszeug beherrscht. Hansen geht in seiner Malerei spielerisch mit Farben, Formen und Materialien um. Im klassischen Sinne nutzt der Mönchengladbacher Perspektiven und Linienführung um seine Bilder voller Phantasie zu entfalten. Seine Kenntnisse zu Material und Oberflächen macht seine Malerei zu einem fast haptischen Vergnügen. Ob Ledereinband oder Marmor, die Oberflächen scheinen real. Der Kunst des “trompe l’œil“, also der Täuschung des Auges, begegnet dem Betrachter derart überzeugen, dass etwa ein Pendel zum Greifen nah scheint. Es wirft Schatten und der Betrachter wartet darauf, dass es sich langsam schwingend in Bewegung setzt.
„Es gibt in denn Werken Harald Hansens keine Zufälligkeiten“, betonte bei der Einführung in das Werk zu Vernissage Manfred Jülicher. Die Liebe des Künstlers zu Wissen, Wissenschaft und Büchern ist ebenso klar erkennbar wie die zu Italien. Spiegel dessen ist nicht nur die Vielzahl der Titel, wie „Carnevale di Venezia“, sondern auch die Hommage in Form von Bildern im Bild: Etwa des Dogen. Darin dokumentiert sich gleichfalls mühelos die Malkunst von Harald Hansen. Fleißig ist er außerdem. Ein Handwerker im besten Sinne, betrachtet man das handgeschriebene italienische Pamphlet oder auch das Notenblatt „La Mère“ im Bild „Atelier à Paris“. Amüsiert wird der Betrachter die Eitelkeit des Malers zur Kenntnis nehmen. Gerne verewigt er seinen Namen auf Buchdeckeln, auf Etiketten, die an Kordeln hängen – es ist ein kurzweiliges Hinguck-Spiel für Ausstellungsbesucher.
Begeisternd sind gleichfalls die „Guckkästen“, die Objektkunstwerke. Auf Stelen in Augenhöhe mit perspektivischen Spielereien und charmanten Hinguckern. Von tiefem Verständnis für Technik und Bild zeugen Harald Hansens Fotografien. Im Sandwich-Verfahren werden sie hergestellt, wie der Künstler erklärt. Dazu wählt Hansen jeweils drei bis vier Bilder aus, reduziert die Motive, wedelt ab, ehe er zum gewünschten Effekt kommt. „Metamorphosen“ sind das Ergebnis. Und immer wieder grüßt Italien.
Wer die Ausstellung von Harald Hansen sehen möchte, hat bis 15. Oktober Gelegenheit dazu.
Mit dem Kunstverein ins „Archiv der Blicke“
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