Puppenbühne Matz kommt seit 10 Jahren mit Theaterzelt
Kasperl in Jülich schlägt jeden Powerranger
Von Dorothée Schenk [17.09.2006, 19.34 Uhr]
![]() Er ist dem Publikum ganz nah: Willi Matz mit Kasperl und Wuschel. |
Da haben Powerranger und Wickie keine Chance mehr – wenn Willi Matz’ Kasperl auf die Bühne kommt, tauchen die Kinder in die Puppenwelt ab. Trotz aller Abgeklärtheit heutiger Vier- bis Siebenjährigen haben die kleinen Geschichten um die Holzsteiner nichts an Fasziniation eingebüßt. Da wird einfach vergessen, dass eine Hand unter der Holzkopf-Puppe mit Stoffkleid steckt und der „Vater“ ihr die verstellte Stimme leiht.
Seit 30 Jahren zeigt Willi Matz sein Puppenspiel. Inzwischen steht Tochter Mandy an seiner Seite. Genau zehn Jahre spielen Matz in Jülich im Zelt. Und viele kennt er sogar persönlich: „Das ist doch die Melanie!“ sagt Matz als Kasperl ins Publikum. Zum Jubiläumsgastspiel – am heutigen Sonntag und morgigen Montag, 16 Uhr, hebt sich der Vorhang auf dem Schlossplatz – haben sie exakt das Stück ausgewählt, das auch 1996 gezeigt wurde: Hexe Wackelzahn und Prinzessin Morgenschön. „Das Thema ist ja ganz aktuell: Es ist eine Entführungsgeschichte“, erklärt Matz. Außerdem hat die Prinzessin nicht zu Hause Bescheid gesagt, wohin sie geht. Das würden die Kinder im Zelttheater nach eigenem lautstarken bekunden „niiiie“ machen.
![]() Kasperl hat nichts von seinem Reiz eingebüßt: Gebannt folgt das Publikum dem Puppenspiel. |
Natürlich wird „Morgenschön“ letztlich befreit und auf den rechten Heimweg gebracht, dazwischen liegt aber eine Stunde bester Puppenspielkunst. Der Charme einer einfachen Geschichte geschmückt mit Wortwitz – „Dann bekommst Du Golddukaten“ – „Goldene Tomaten?“ –, dem Spiel mit dem Unerwarteten, wenn Kasperl dreimal vergeblich versucht, den Vorhang aufzuziehen, und dem Offensichtlichen. Hexe Wackelzahn, die sich als schönste Frau von Jülich „outet“ und behauptet „die Kinder haben mich ja alle sooo lieb“ – dann bebt das Zelt von den Widerspruchsrufen, das sich gerne in ein Gröhlen auswachsen darf. Und das geht sicher noch weitere zehn Jahre so, wenn die Kinder mit dem Puppenspieler wieder singen: „Hurra, hurra, der Kasper, der ist wieder da.“
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