Simon Dell besucht Axel

Deutsch-Meisterlicher Besuch bei Jülichs Bürgermeister
Von Gisa Stein [18.05.2016, 08.20 Uhr]

„Du bist der erste Deutsche Meister, den ich hier als Bürgermeister im Rathaus begrüßen darf“, freute sich Axel Fuchs über den alles andere als alltäglichen Besuch. Silas Dell, der vor einigen Wochen die Deutsche Judo-Einzelmeisterschaft U18 in der Klasse bis 43 Kilo gewonnen hatte, freute sich ebenso, und fühlte sich „geehrt, dass der Bürgermeister mich eingeladen hat“.

Dieser nahm sich dann auch eine Stunde Zeit, um mit ihm über Sport und das Leben drum herum zu plaudern. Fragen gab es auf beiden Seiten. Während der Bürgermeister wissen wollte, was der Sportler denn im Moment des Sieges so gedacht habe, ob seine Schule stolz auf ihn sei und ob der Pokal einen Ehrenplatz bekommen habe, interessierte den 15-jährigen Merzenhausener, ob nicht ein guter Radweg bis nach Jülich eingerichtet werden kann, damit er jederzeit ungefährdet zu seiner Trainingsstätte radeln könne.

Stolz berichtete Silas Dell von seiner erstmaligen Teilnahme an diesem Wettkampf, aus dem er als unerwarteter Sieger hervorgegangen ist. „Es ist mir so komisch vorgekommen und schon das Halbfinale war so schön“, beantwortet er dem Bürgermeister dessen Frage. Eigentlich wollte er nur dabei sein und vielleicht unter die ersten fünf – es habe eine Weile gedauert, bis er die Tatsache glauben konnte, dass er Deutscher Meister ist.

Seine Mutter Stephanie Dell erzählte Fuchs von Silas` fassungslosem Gesichtsausdruck in den Minuten nach dem Kampf: „Der Sieg ist vielleicht auch deshalb möglich gewesen, weil Silas da bei seiner ersten Teilnahme völlig frei und unbelastet in den Wettkampf gehen konnte“.

Bereits seit dem 7. Lebensjahr trainiert der heute 15-Jährige bei dem Jülicher Judoclub, dem insgesamt 265 Mitglieder angehören, „davon 180 im Kinder- und Jugendbereich“, so stolz sein Trainer Leander Fürst, der nun mit Silas auf den größten Einzelerfolg der bisherigen Vereinsgeschichte zurückblicken kann.

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Auf der Rathaustreppe demonstriert Silas Dell unter den wachsamen Augen von Mutter Stephanie Dell und Trainer Leander Fürst Bürgermeister Axel Fuchs einen Judo-Griff.

Auf der Rathaustreppe demonstriert Silas Dell unter den wachsamen Augen von Mutter Stephanie Dell und Trainer Leander Fürst Bürgermeister Axel Fuchs einen Judo-Griff.

Wie es nun weiter gehe, wollte Bürgermeister Axel Fuchs von dem jungen Nachwuchssportler wissen. „Für internationale Wettkämpfe der U18 bin ich leider noch zu leicht, da muss man 50 Kilo wiegen“, klärt Silas den ersten Bürger der Stadt auf, der ihm umgehend Limo, Kakao und Gebäck anreichte, um auf dem Weg zur nächsten Gewichtsklasse helfend einzugreifen. „Ich kämpfe um jedes Kilo“, grinst Silas. Doch er ist jetzt bereits im Landeskader NRW und kann Erfahrungen bei internationalen Wettkämpfen in der U16 sammeln, bei denen er noch starten darf, bis er schwer genug ist. Bundeskader sei ein anvisiertes Ziel, aber auf Olympia lässt er sich noch nicht festlegen.

Bereits als Sechsjähriger hat er sich diesen Sport ausgesucht, bei dem er sich einerseits körperlich austoben kann, andererseits aber auch die „vielen schönen Nebeneffekte des Judosports“ genießen kann. „Judo ist etwas, das man nicht allein machen kann, sondern nur mit einem Partner“, so Silas. Seine Mutter beobachtet mit Freude die Kameradschaft, Disziplin als Tugenden dieses Sports, die „im Wettkampf ebenso hilfreich sind wie im Zusammenleben mit anderen Menschen“. Sich auf der Matte sportlich bekämpfen und anschließend gemeinsam auf dem Smartphone spielen sei völlig normal. „Judo ist lebenslanges Lernen. Es geht um Respekt und Höflichkeit“, ergänzt Leander Fürst. „Schrittfolgen und Bewegungsabläufe machen immer einen Partner erforderlich – am besten auf Augenhöhe - nicht nur in Bezug auf die Statur, sondern auch auf das Leistungsniveau“. Dies erkläre auch, wieso es sich als schwierig erweist, für Silas` 1. Dan einen „Gegner“ zu finden, mit dem er gemeinsam den schwarzen Gürtel erringen kann.

Außer Judo interessieren den Jülicher Schüler des Gymnasiums Zitadelle auch noch weitere zeitintensive Hobbys. Er spielt Gitarre und kocht und backt sehr gern mit seiner Mutter. Doch dafür wird im kommenden Jahr weniger Zeit sein, denn natürlich gilt es den Titel zu verteidigen und dafür weiter zu trainieren.

Bürgermeister Axel Fuchs „outete“ sich schlussendlich als Judo-Fan. Zwar sei er „profaner Fußballer“ in seiner Jugend gewesen, den in der benachbarten Sporthalle trainierenden Judokas habe aber immer eine Faszination angehaftet, an die er sich bis heute erinnern kann. Prompt kündigte er den Besuch der nächsten „Muttkrat“-Turniers beim Jülicher Judoclub an – vielleicht lässt er sich dann in einem Schaukampf „meisterlich“ auf die Matte legen…


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