Preiswerte Parkplätze

Kein „Drive-in“ zum Baggersee Barmen
Von Dorothée Schenk [11.11.2005, 21.41 Uhr]

Schon zweimal haben die Ratsvertreter in Ausschüssen über das Thema „Parkplatz Barmener Baggersee“ verhandelt. Dieser soll, um das Wildparken der Badegäste einzudämmen, am Rurbrückennzugang bei Broich entstehen. Mit einer Gegenstimmung und einer Enthaltung passierte der Vorschlag den Planungsausschuss Ende Oktober. Um so mehr erstaunte es den ersten Beigeordneten, Martin Schulz, dass im Haupt- und Finanzauschuss (10. November) erneut derart ausführlich diskutiert wurde.

Stein des Anstosses waren die veranschlagten 31.500 Euro. So viel würde die Baumaßnahme bei der Vergabe an eine Fremdfirma kosten – gäbe es nicht die engagierten Broicher, die sich hier das Stadtsäckel entlastend einbringen wollen. Wie von der JÜL-Fraktion vorgestellt wurde, plant der Broicher Ortsvorsteher, Heinz Müller, selbst den Bagger zu besteigen, um den Parkplatzbau voranzutreiben. RWE Power hat signalisiert, den Kies zu liefern, eventuell auch den Schotter. Unklar ist, wie das Baumaterial vor Ort kommt. Klar ist dagegen wieder, dass Bauer Bellartz ein Gerät zur Verdichtung des Grundes zur Verfügung stellt. Damit verringern sich die Kosten erheblich. Bleiben die Fahrbahnmarkierungen, die natürlich von Fachleuten zu leisten wären. „So preiswert kommen Sie nie wieder an einen Parkplatz“, lautete das Fazit.

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Dabei schien es in der Sitzung gar nicht mehr so sehr um die Kosten zu gehen, als vielmehr um die Ethik. Eingangs schilderte Wolfgang Anhalt für die SPD die Bedenken, mit dem Auto in/ bzw. zu einem Naturschutzgebiet zu fahren, in dem der Baggersee untergebracht ist. Statt dessen solle die Polizei Falschparker durch Anhängen einer „Ordnungswidrigkeit erziehen“. Jürgen Laufs argumentierte für die Grünen, dass mit dem Geld andernorts besseres getan werden könne und „Parkraum zu schaffen, verhindert kein wildes Parken.“ Dem hielt der FPD-Vertreter entgegen, auch der Mensch sei ein schützenswertes Gut und schließlich sei eine Parkplatz kein „Drive-In“ ins Naturschutzgebiet.

Letztlich war allen klar, unbedingt notwendig ist der Parkplatz zum Baggersee nicht. Allerdings wurde klar gestellt, dass es keine wirkliche Entscheidung der Politik der Stadt Jülich ist: Die Untere Landschaftsbehörde hatte bei einem Ortstermin die Notwendigkeit für einen Parkplatz festgestellt. Das heißt: Gebaut wird eh einer, nur zu welchen Konditionen, das haben die Stadtverordneten jetzt noch in der Hand. „Bitte stimmen Sie jetzt ab, meine Damen und Herren. Keinen Parkplatz haben wir schon“, resümierte launig Bürgermeister Heinrich Stommel als Ausschussvorsitzender. Mit 14 „ja-“ und 7 „nein“-Stimmen geht die Entscheidung in die Ratssitzung am Mittwoch, 16. November.


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