Nacht der Musikbands
Jülich live: Gelungenes Festival-Experiment
Von Arne Schenk [07.03.2016, 09.10 Uhr]
Dutzende von Gästen, die ein Konzert besuchen wollen, aber vor verschlossenen Türen stehen, weil es drinnen zu voll ist – für Jülicher Verhältnisse eher ungewöhnlich. Genau dies passierte nun bei „Jülich live“, der „ersten Nacht der Musikbands“ in der Herzogstadt, wie die Veranstalter von „Gastro Event GmbH“ das Event betitelten.
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Allerdings erwies sich der Zuspruch der Zuschauer zuweilen recht unterschiedlich. So gab es im Fuchsbau direkt vor der Band „Encoveree“ noch reichlich Platz, was vermutlich auch der Lautstärke geschuldet war. Die Hardrock-Formation ließ sich davon aber wenig beirren und legte eine tolle Show zu „Fortunate Son“ und „Nutbush City Limits“ hin, während sie von ihren beinharten Fans in gebührendem Abstand gefeiert wurden.
Wer auch die übrige Festival-Atmosphäre genießen wollte, musste sich aber schon bald auf den Weg machen, schließlich bestand die Möglichkeit, zehn Spielorte zu besuchen. Zudem waren die Startzeiten unterschiedlich gestaffelt, so dass die erste Band um 19 Uhr begann, die letzte erst um 23 Uhr. Wer überall einmal seine Ohren hineinstecken wollte, musste schon einen Zickzackkurs hinlegen.
Immerhin hatte sich Adam Ruta, Geschäftsführer der GmbH, bereits vor zwei Jahren ein Bild von den Örtlichkeiten in der Herzogstadt gemacht. „Wir schauen uns die Städte systematisch an, wo so etwas machbar ist.“ Jede Menge Erfahrung bringt er dabei mit. Knapp 40 Städte in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zwischen Papenburg, Xanten, Minden und nun auch im „südlichen“ Jülich hat er mit diesem Konzept bereits bestückt.
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Hier überzeugte ihn die Innenstadt mit der Fußgängerzone, die bei seinem Besuch an einem Markttag sehr belebt war. Wichtig war insbesondere, dass die Gaststätten fußläufig erreichbar seien. „Wir haben versucht, alle anzusprechen.“ Auch zum Stadtmarketing nahm er Kontakt auf. So kam der Kulturbahnhof als einzig abgelegener Ort mit ins Boot.
Dort sorgte „The Legion: Ghost“, Nachfolgeformation von „Koroded“, mit zwei Gastbands für metallische Klänge. Um hin und wieder zurück zu gelangen, sorgte ein eigens eingerichteter Shuttle-Bus. Zumeist kamen Liebhaber von gut gemachter „Cover-Mucke“ größtenteils halb oder ganz akustisch in Liebevoll („Wohnzimmer Soul“), Careba ohne Gleichen („Ohne Filter“), Café Sole Mio („Kuprat & Haggeney“), Cortès („Fahrerflucht“) und Steakhaus El Toro („Radomir Vasiljevic“), aber auch elektrisch im Top Ten („Anymore“) auf ihre Kosten.
Exotisch präsentierte sich indes „Tippaman’s Caribean Express Band“ mit Reggae und karibischer Musik unter anderem aus seiner Heimat Aruba in der Kaffeerösterei Beans & Friends. Währenddessen widmeten sich in der Gloria Schänke „Lucky 13“ der goldenen Zeit des Rockabilly zwischen Johnny B. Goode, Blue Moon, Suzie Q und Little Miss Prissy.
Auch wenn es Unmut bei einigen Gästen gab, trotz Kaufs eines Bändchen als Ticket für alle Veranstaltung wegen Überfüllung mancherorts nicht zu den Zuschauern zu gehören, muss das Experiment unbedingt als gelungen angesehen werden. Der Veranstalter schürt die Hoffnung, „Jülich live“ einmal jährlich mit unterschiedlichem Programm umzusetzen. Die Frage bleibt, warum dafür erst jemand aus dem fernen Moormerland beim ostfriesischen Leer kommen muss, um solch eine Idee zu realisieren.
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