Jülicher Dokumentation: Zerstörung und Wiederaufbau
Von Arne Schenk [21.10.2015, 15.29 Uhr]
„Die Erde bebte unter den gewaltigen Explosionen. Plötzlich sprangen die schweren Eisentüren auf. Jetzt musste das Ende kommen! Alles Denken setzte aus.“ Zur Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Zerstörung Jülichs am 16. November 2014 erinnerten sich im Zeitzeugen, wie sie das vermeintliche Ende der Herzogstadt sowie die anschließende Wiederbelebung erlebten.
Die zerstörte Christuskirche (oben links) und die Ruinen der Synagoge (unten rechts). Foto: Archiv Heimat- und Geschichtsverein Nörvenich |
Die zugehörige Dokumentation der Veranstaltung liegt nun vor. Redaktionell bearbeitet von Susanne Richter und Guido von Bühren unter Mitarbeit von Wolfgang Schneiders bietet die Doku auf 52 Seiten, einer DVD sowie einer CD einen respektablen Überblick des aufwändigen Ereignisses. Für die Aufarbeitung wurde ein Jahr benötigt, etwa genau so lange wie die Vorbereitung, meint Guido von Büren, Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins und Mitarbeiter des Stadtgeschichtlichen Museums.
An den drei Veranstaltungsorten – dem Gedenkstein an Zerstörung und Wiederaufbau auf dem Schlossplatz, dem Pädagogischen Zentrum in der Zitadelle sowie dem Mahnmal für die ermordeten Jülicher Juden am Propst-Bechte-Platz – waren rund 300 Menschen beteiligt. An allen drei Orten war Klaus Krafft zugegen, um das Geschehen auf Video zu bannen, wie auf der beiliegenden DVD zu sehen ist.
Als Hörgenuss lässt sich das Gedenkkonzert mit Mozarts „Requiem“ und der Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger per CD zu Gemüte führen. Beteiligt sind hier das Overbacher Kammerchor sowie Mitglieder des Overbacher Kammerorchesters und des Collegiums Musicum Jülich.
Dirk Neumann, Thomas Krafft, Katarina Esser, Martin Schulz, Silvia Hamacher, Simon Diercks (hinten v.l.), Guido von Büren, Susanne Richter (vorne v.l.) |
In Vorfeld hatte bereits ein Projektkurs des Gymnasiums der Zitadelle mit Zeitzeugen eingeladen, um im Rahmen des Begriffes „Erinnerung“ ihre Erlebenisse zu den drei Schwerpunkten „Zerstörung“, „Einnahme und Befreiung“ sowie „Wiederaufbau“ zu erörtern, erklärt Lehrer Dirk Neumann. Diese Gespräche sowie Zitate von verstorbenen Zeitzeugen, die Schülerinnen und Schüler im PZ der Zitadelle vortrugen, sind auf der DVD enthalten. So sei die Dokumentation auch als Unterrichtsmaterial für 9. Schulklassen und die Stufe Q1 denkbar.
Die Gespräche mit den Zeitzeugen hätten ein Stück weit nachempfinden lassen, was es bedeute, wenn nicht nur einzelne Existenzen, sondern sogar eine ganze Stadt zerstört ist. Die Idee, die Veranstaltung transparent für die Nachwelt festzuhalten, sei sehr schnell da gewesen, erklärt Guido von Büren, um neue Herangehensweisen zu einem jüngeren Zielpublikum zu erreichen. Zudem habe das Stadtgeschichtliche Museum dadurch seine Chronistenpflicht erfüllt.
Die Videos wären frei und könnten dazu benutzt werden. Die Dokumentation ist erhältlich an der Infotheke des Neuen Rathauses, in der Touristinformation auf dem Schlossplatz, im Infopavillon des Museums Zitadelle Jülich und in der Buchhandlung Fischer gegen die Abgabe einer Spende von 10 Euro. Der niedrige Preis wurde durch die Förderung von Indeland, Stadtwerke Jülich, RWE und Hans Lamers-Stiftung ermöglicht.
Es dürfe ruhig auch mehr gespendet werden, betonen die Beteiligten. Die Überschüsse kämen der Arbeit mit Flüchtlingskindern und Kindern mit Migrationshintergrund zugute, ergänzten der Technische Beigeordnete Martin Schulz und Katarina Esser, Dezernentin der Stadt Jülich.
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