Krippe für ein Jahr

Undichtes Dach macht Bourheimer kreativ
Von Dorothée Schenk [22.08.2015, 08.42 Uhr]

Draußen herrschen hochsommerliche Temperaturen. Beim Betreten der angenehm kühlen Kirche St. Mauri in Bourheim stutzt der Besucher: Neben dem Hochaltar zieht eine Krippenlandschaft den Blick auf sich. Beginnt nicht erst in 15 Wochen die Adventszeit?

Ein Engel steht mit weit ausgebreiteten Flügeln vor einer Felsenlandschaft, neben ihm ist ein Korb mit Brot abgestellt. Auf dem Boden liegt ein junger Mann auf einen Arm gestützt, der Bach plätschert, und ein Vogel sitzt im Baum daneben. Eine Idylle.

Es ist die Geschichte von Elija, der auf seiner Flucht nach Beerscheba in der Wüste mut- und kraftlos einschläft und nach seinem Erwachen einen Engel sieht, der ihm Brot und Wasser bringt. „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich“, fordert ihn der Engel auf. Für dieses zentrale Motiv aus dem 1. Buch der Könige haben sich die Initiatoren im August entschieden. Etwa alle vier Wochen wechselt das Bild, erklären Anja und Dieter Müller: „Wir suchen immer ein übergreifendes Thema, und diesmal ist es das ,Brot’.“

Die Ganzjahres-Krippe in Bourheim war nicht geplant. Sie ist aus der Not geboren, aber wie Pfarrer Dr. Peter Jöcken meint: „So entstehen oft richtig gute Ideen.“ Umgesetzt wurde sie, weil das Dach der Garage, in der das Podest und die Aufbauten der Weihnachtskrippe aufbewahrt werden, undicht war. Entdeckt wurde der Schaden erst beim Aufbau im vergangenen November. Die Spanplatten waren schimmelig und mussten sofort ersetzt werden.

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Anja Müller zeigt die kiloschweren Unterbauten

Anja Müller zeigt die kiloschweren Unterbauten

Nach Lichtmess war das Problem des fehlenden Lagerortes noch nicht behoben. Die Entscheidung fiel, den Aufbau erst einmal stehen zu lassen, und so wurde aus der Weihnachtskrippe im Laufe des Kirchenjahres die Fastenkrippe und anschließend die wechselnden Motive zu den Lesungen des Monats in Szene gesetzt. Viele positive Rückmeldungen bestärkten das Krippenbauteam. Und auch der Pastor ist begeistert: „Es ist doch wunderbar, dass nicht eine Ruine stehen geblieben ist, sondern gemäß des Kirchenjahres Bilder gezeigt werden.“

Inzwischen ist das Garagendach repariert, aber das Team hat sich trotz der inzwischen aufkeimenden Kritik in der Gemeinde entschieden, die gut drei Monate bis zum 1. Advent keinen Abbau mehr vorzunehmen. Vor allem die Tatsache, dass der schöne Marienaltar verdeckt wird, sorgte für Unmut. Inzwischen ist die Marienstatue aus der Nische hinter der Krippe hervorgeholt und für alle sichtbar aufgestellt worden. Der Grund, den jetzigen Zustand beizubehalten, ist einfach: Viele Kilo schwer ist das Podest, und rund vier Stunden benötigen acht Aktive, um es zu errichten. Zum zeitlichen Aufwand kommt die körperliche Kraftanstrengung dazu. Dagegen benötigen die neuen Szenen – nach den grundsätzlichen Überlegungen – lediglich etwa eine halbe Stunde. So lange dauert es nämlich, bis die Figuren neu bekleidet und aufgebaut sind. Und tatsächlich überlegt Pfarrer Jöcken jetzt schon, ob nicht grundsätzlich eine Ganzjahreskrippe vorbildlich sein könnte.


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