Jülich hat Talente
Jülich: Mit Tremolo und Baby-Freeze aufs Siegertreppchen
Von Dorothée Schenk [15.06.2015, 17.26 Uhr]
Eine tolle Vorstellung haben die Nachwuchskünstler im Finale des Wettbewerbs „Jülich hat Talente“ gezeigt: Die 6- bis 15-Jährigen zeigten im Kulturbahnhof, wie viel Mut die jungen Jülicher haben und dass sie singen und tanzen können. Und moderieren: Ausgesprochen professionell führte Felix Motzner, Mitglied der Jugendparlaments Jülich (JuPaJü) durch die Veranstaltung, stellte charmante und kluge Fragen – auch wenn die Kandidaten manchmal aus Schüchternheit die Antworten schuldig blieben.
![]() Coole Moves hatte Ayman Kerroumi: |
„Hast Du Vorbilder“, versuchte der Moderator die Spannung von Nick-Joel Görres zu nehmen, der als Erster auf die Bühne musste. Nach einer Musik aus dem Soundtrack des Tanzfilms „Step up“ präsentierte der Elfjährige sein Breakdance-Programm, das „teils Choreo, teils Freestyle“-Elemente enthielt. Beeindruckt zeigte sich die Jury vom guten Timing und Rhythmusgefühl, des Tänzers. Eine deutliche Steigerung zum Halbfinale, wie ihm bescheinigt wurde. Jury-Tanz-Fachmann Thorsten Baulig lobte: „Du hast alles umgesetzt, was wir Dir gesagt haben.“ Und das, obwohl ein Kapselriss im Finger Nick-Joel Görres im wichtigen Training gehemmt hatte.
Als Kontrastprogramm kam die Marjorette Katharina Braun auf die Bühne, die während ihres akrobatischen Teils zweimal den Stab verlor, was die sechsjährige Grundschülerin aber gar nicht aus dem Gleichgewicht brachte, wie Ariane Schenk, Jurorin für das JuPaJü positiv bewertete. Verständnisvoll ergänzte Jurorin Virginia Lisken, dass bestimmt nur das schweißtreibende Wetter ihr den Stab hätte aus den Händen gleiten lassen und einen „Spagat können die meisten hier sicher auch nicht“. Den hatte Katharina bravourös auf die Bretter gelegt.
Ein absolutes Highlight war im wahrsten Sinne Ayman Kerroumi: Blaue Lichter hatte er sich an die Finger „montiert“, die er bei Bedarf leuchten ließ. Ob Sixe-Step oder Baby-Freeze, ein kleiner Profi war hier am Werk. Als der Zehnjährige zum Abschluss seine Kappe ins Publikum warf, waren die Zuschauer aus dem Häuschen. Dabei hatte der Kandidat nie eine Stunde Unterricht gehabt hatte. Der Autodidakt heimste nicht nur den frenetischen Applaus ein, sondern auch reichlich Zuspruch der Jury. Gelobt wurde von Anja Scholz die Arbeit, die sichtbar sei, das Outfit mit dem Kontrast zwischen Fliege und Turnschuhen gefiel Anne-Marie Hoetker, Jury-Mitglied für den Integrationsrat, besonders. Fachmann Baulig sagte sogar: „Das hat alles getoppt, was Du bisher gezeigt hast.“ Wiedersehen werden sich der Juror und der Kandidat, denn als Erstplatzierter gewann Ayman ein dreimonatiges Profi-Training in der Tanzschule Dancing and More.
![]() Moderator Felix Motzner und Angelina Casale |
Schwieriges vorgenommen hatte sich auch Gloria Basunga, die als erste Sängerin die Bühne erklomm. „Impossible“ war der Titel des Stücks und leider galt das auch für die Interpretin dieses Abends: Der Song mit den vielen Oktaven, von dem Anja Scholz, Sängerin bei Neolog, sagte, sie würde sich nicht daran trauen, war einfach zu anspruchsvoll. „Du hast eine schöne Stimme, nur war es nicht das richtige Lied“, bedauerte NoiseLess-Veranstalterin Virginia Lisken, die Gloria Basunga bereits als Neunjährige in einem Chorprojekt kennenlernte. „Beim nächsten Mal helfe ich Dir gerne“, versprach sie.
Aus ihrer Aufregung keinen Hehl machte Julia Tech. Auf die Frage von Felix Motzner meinte sie nur pragmatisch: „Ich kipp gleich um“. Herrlich natürlich und mit viel Gefühl – genau so, wie die 14-jährige ihr ausgewähltes Stück „Listen“ von Beyoncé vortrug – ohne die Künstlerin imitieren zu wollen, wie Thorsten Baulig lobend wertete.
Weniger emotional dafür absolut tonsicher präsentierte sich Angelina Casale: Die 15-jährige Realschülerin sang „Stay with me“ mit einer „tollen, warmen Stimme“, wie Anja Scholz bescheinigte und Ariane Schenk sagte: „Ich mag es, wie Du das Tremolo einsetzt“. Stolz sein, darf die Siegerin im Gesangswettbewerb müsse nicht wie ein „getretener Hund“ dastehen: „Steh gerade und lächle“, forderte Thorsten Baulig die Gewinnerin auf – die mit einem Phantasialand-Gutschein für drei Personen das Siegertreppchen verlassen konnte.
„Jülich hat Talente“ - ein Veranstaltung, die ihren Namen wirklich verdient. Wunderbar ist, dass die Jury alle Teilnehmer mit dem nötigen Ernst betrachtet und wertet, ohne den abgeschmackten „DSDS“-Charakter. Neben angebrachter fachkundiger Kritik gab es immer viel Aufbauendes und der ausgesprochene und hörbar ernst gemeinte Wunsch, die Kandidaten im kommenden Jahr wieder begrüßen zu können. Alle Teilnehmer waren Sieger – das mag abgedroschen klingen, ist aber darum nicht weniger wahr.
Alle Kandidaten sehen Sie hier Prädikat sehenswert
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