Street Art Academy: Einfach ausdrucksstark
Von Arne Schenk [20.04.2015, 11.13 Uhr]

Graffiti, HipHop als Musik und Tanz und Film – sie gehören zu den „Künsten der Straße“ oder auf neudeutsch „StreetArt“. Einen viertägigen Workshop in diesen Disziplinen boten die Jülicher Jugendheime an und schafften es beim Abschlussfest am Kulturbahnhof tatsächlich das „Gefühl der Straße“ zu vermitteln.

Völlig umgestaltet wurden die Wände am Kulturbahnhof.

Völlig umgestaltet wurden die Wände am Kulturbahnhof.

Während mit den Sprühdosen noch die letzten Tags vervollständigt wurden, machten sich die Tänzer auf dem Asphaltplatz zwischen den Fußballtoren des städtischen Jugendheims warm. Gegenseitig zollten sich die 50 Akteure zwischen 11 und 16 Jahren Respekt für ihre Kunstprojekte, die sie in der kurzen Zeit zur Präsentationsreife gebracht hatten.

So hatte die HipHop-Tanzgruppe von Profi-Tänzer Snu Dee alias Ishaka Tysen Lundoloki im Dietrich-Bonhoeffer-Haus der Evangelischen Kirchengemeinde Jülich seine Tänzerinnen und Tänzer mit Übungen über grundlegende Bewegungen, den so genannten „Basics“ wie „Sponge Bob“, „Criss Cross“ oder „Running Man“, bis hin zur fertigen Choreographie fit gemacht. Im großen Spiegel an der Wand konnte jeder sehen, wie sauber die einzelnen Bewegungen waren und ob diese synchron zu den der anderen passten. Auf der „Bühne“ am Kuba hatte dann Jede/r sein ganz besonderes Solo.

Die „Stop-Motion“-Technik, bei der viele einzelne Fotos mit leichten Veränderungen hintereinander montiert einen Film ergeben, war Inhalt des Workshops unter Leitung von Sandra de Groot und Judith Metze vom Berliner Unternehmen „Kreative Sichtweisen“. Hier ging unter dem Titel „Changing Line“ ein Schnürsenkel auf Reisen, veränderte seine Form und mutierte zu Katze, Schnecke, aber auch zu Fantasiewesen. Drehbuch, Regie, Kamera und Requisiten lagen dabei in der Hand von fünf 12- und 13-jährigen Jugendlichen.

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Von der Idee bis zum fertigen HipHop-Song ging es im Roncalli-Haus.

Von der Idee bis zum fertigen HipHop-Song ging es im Roncalli-Haus.

Ein weiterer ganz besonderer Hingucker waren die schier unzähligen Graffitis, die von nun an den Hof des Städtischen Jugendheims schmücken: „Kulturen unterscheiden sich / Menschen vereinen sich“. Nach einem Exkurs über die Geschichte des Graffiti seit den alten Ägyptern und dem Dilemma von legalem und illegalem Sprayen hatten Tomas Derichs und Tom Seitz aus Eschweiler ihrem Team die nötigen technischen Kniffe und Tricks gelehrt. Nach kleineren Übungsstücken ging es an die großen Wände: Pieces und Comments füllen nun die Wände auf dem Bahnhofgelände.

Am Anfang stand das Gefühl: Rhythmus und Metrik sollten die Jungrapper im Roncalli-Haus durch das Entwickeln von Beats, Sounds und Texten verinnerlichen, ehe sie im hauseigenen Tonstudio die fertigen „Tracks“ einsingen und –spielen konnten. Das dies perfekt funktionierte, ist insbesondere Referent Dominik Merres zu verdanken, der als „Mister Morris“ bereits etliche CDs veröffentlicht hat und somit reichliche Erfahrung auf diesem Gebiet besitzt. „Ich wollte jemanden haben, von dem ich weiß, er kriegt das hin, und alles hat Hand und Fuß“, betont Jugendheimleiter Sascha Römer. Tatkräftige Unterstützung erhielt Merres insbesondere durch Christian Goerke und Merlin Knaps.

Gleich drei Songs entstanden bei dem Unternehmen. Dabei basieren die Texte unter anderem auf den Situationen in den Heimatländern der Beteiligten und auf der Geschichte des Rap. Die dabei gewonnenen Erfahrungen sind ein unschätzbarer Wert für das eigene Leben und gehen weit über ein reines Ferienfreizeitvergnügen hinaus, weiß Römer. Zumal die Teilnehmer ihre Arbeiten auf CD mit nach Hause nehmen konnten. Doch auch die Tänzer, Sprayer und Filmleute dürften zumindest eine Zeitlang noch von ihren neu gewonnenen Erfahrungen und verbesserten Fähigkeiten zehren können.


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