Legionellen: Eine Spur führt zum Forschungszentrum Jülich
Von Redaktion [26.09.2014, 19.57 Uhr]

Der Kreis Düren ist bei der Suche nach der Herkunft der Legionellen, die im Raum Jülich bislang 24 Fälle von Lungenentzündungen verursacht haben, auf eine heiße Spur gestoßen. Im Wasser eines Rückkühlwerkes des Forschungszentrums Jülich wurde eine deutlich erhöhte Zahl von Legionellen festgestellt. Ob dieses Rückkühlwerk tatsächlich der Auslöser der Erkrankungen ist, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Trotzdem reagierte das Forschungszentrum sofort und hat das betroffene Rückkühlwerk sofort abgeschaltet. Mit der Desinfektion wurde umgehend begonnen.

Die Wasserproben aus den drei Rückkühlwerken des Forschungszentrum waren vom 19. bis 22. September vom LANUV entnommen und im Labor von Prof. Martin Exner in Bonn untersucht worden. In den beiden anderen Rückkühlwerke konnten keine Legionellen nachgewiesen werden. Dennoch werden sie weitmöglich gedrosselt und die bestehende Desinfektion maximiert. Eine Wasserverbindung zu dem abgeschalteten Rückkühlwerk besteht nicht.

Dr. Norbert Schnitzler, Leiter des Gesundheitsamtes des Kreises Düren: "Ich bin über-rascht, dass wir hier fündig geworden sind, denn die Anlagen sind sehr gepflegt." Bei der Einleitung der weiteren Maßnahmen habe sich das Forschungszentrum äußerst koopera-tiv gezeigt, betont er.

Das Forschungszentrum wird die Gesundheitsbehörden mit allen Kräften dabei unterstützen, die offenen Fragen aufzuklären. „Wir sind über die Ergebnisse bestürzt“, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich, Karsten Beneke. „Denn das Wasser unserer Rückkühlwerke wird regelmäßig überwacht, ohne dass bisher Auffälligkeiten aufgetreten sind. Wir nehmen unsere Verantwortung zum Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zum Schutz der Anwohner sehr ernst und haben den Gefährdungsherd durch Sofortmaßnahmen beseitigt. Wir werden jetzt alles tun, um zur schnellstmöglichen weiteren Aufklärung beizutragen."

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Die erhöhten Legionellenzahlen waren nicht im Kaltwasser aus dem Rückkühlwerk gemessen worden, sondern in dem feinem Wassernebel, der bei der Kaltwasserherstellung entsteht und in die Umgebungsluft abgegeben wird. Gefahr geht von Legionellen vor allem dann aus, wenn sie inhaliert werden; eine Übertragung der Erreger von Mensch zu Mensch ist sehr unwahrscheinlich.

24 Menschen sind oder waren bislang im Stadtgebiet Jülich und angrenzenden Orten an einer durch Legionellen verursachte Lungenentzündung erkrankt. Bei 21 wurde der Nach-weis indirekt durch das Vorhandensein von Antiköpern erbracht. Bei drei weiteren Patienten konnte Legionellen-DNA im Bronchialsekret direkt nachgewiesen werden. So besteht nun die Chance, einen genetischen Fingerabdruck des tatsächlichen Erregers zu erstellen. Damit ließe sich genau bestimmen, ob die in einer Wasserprobe befindlichen Legionellen als Auslöser der Lungenentzündungen infrage kommen oder nicht.

Insgesamt besteht oder bestand bei rund 70 Patienten klinisch ein Verdacht auf eine Infektion mit Legionellen. Neben den erwähnten 24 positiv Getesteten gibt es sieben Patienten, bei denen andere Gründe für die Lungenentzündung gefunden werden konnten (bestimmte Viren und Bakterien). Bei mittlerweile 30 Patienten geben die serologischen Untersuchungen inklusive Legionellen keinen Hinweis auf den zugrundeliegenden Erreger. Die Ergebnisse der noch ausstehenden Untersuchungen werden weitestgehend bis zum Wochenende erwartet.

Bei einem der beiden verstorbenen Patienten, bei denen eine Legionellen-Infektion zunächst nicht auszuschließen war, ist durch Obduktion inzwischen eine andere Todesursache festgestellt worden.


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