Jülich: Siebenmal Kinozeit in vier Tagen
Von Redaktion [30.03.2014, 18.24 Uhr]
![]() Auf Konfrontationskurs: Solomon Northup |
Kinofreunde haben in dieser 14. Kalenderwoche im Jülicher Kulturbahnhof die Qual der Wahl: Für den cineastischen Nachwuchs werden "Petterson und Findus" geboten, Oscar-Absahner "12 Years a Slave", Öko-Thriller "The East" und "Vaterfreuden" laufen im Abendprogramm zwischen Montag, 31. März, und Donnerstag, 3. April.
Ein echter Einsiedler und sein Trickfilm-Kater sind die Helden des skandinavischen Bilderbuch-Klassikers "Petterson und Findus", die Ali Samadi Ahadi jetzt auf die Leinwand gebracht hat und der am Montag, 31. März, und Dienstag, 1. April, jeweils um 17 Uhr zu sehen ist. Der Untertitel "Kleiner Quälgeister, große Freundschaft" zeigt schon, wohin die Geschichte läuft, die den erzählt, wie der exzentrisch-egozentrische Kater Herz und Heim des Schweden in Besitz nimmt.
Anfangs lebt der alte Pettersson nämlich alleine auf einem malerischen kleinen Gutshof. Seine Tage verbringt er mit handwerklichen Tätigkeiten, Angeln und dem Füttern seiner Hühner. Eigentlich hat er alles, was man zum Leben braucht, doch er fühlt sich ein wenig einsam. Da kommt ihm der kleine Kater gerade recht, den ihm seine Nachbarin Beda Andersson schenkt. Anfangs noch skeptisch, kann Pettersson sich aber bald immer mehr für den kleinen Racker begeistern. Er gibt ihm den Namen Findus und kümmert sich liebevoll um ihn. Plötzlich beginnt der kleine Kater mit dem alten Pettersson zu sprechen – der sein Glück überhaupt nicht fassen kann. Zusammen lassen sich beide auf eine Reihe von Abenteuern ein, an denen ihre Freundschaft weiter wächst, bis sie zu einem scheinbar unzertrennlichen Paar werden. Dann jedoch rettet Nachbarin Beda einen Hahn vor dem Kochtopf und bittet Pettersson, ihn aufzunehmen. Findus ist alles andere als begeistert, weil jetzt der Hahn die ungeteilte Aufmerksamkeit des alten Mannes bekommt.
Wer die Filmvorführung an den beiden Tagen verpasst hat, hat eine dritte Chance Petterson und Findus zu sehen: Eine Zusatzvorstellung ist am Donnerstag, 10. April, 17 Uhr angekündigt.
An denselben Tagen – also 31. März, 1. April und 10. April – wird im Abendprogramm "12 Years a Slave" gezeigt.
Nach seinen gefeierten, vielfach prämierten Meisterwerken "Shame" und "Hunger" verfilmte Ausnahmeregisseur Steve McQueen nun mit "12 Years a Slave" die unglaubliche, aber wahre Geschichte über den erbitterten Kampf eines Mannes um seine Freiheit.
Solomon Northup ist 30 Jahre alt und ein angesehener Bürger, als er von zwei Männern, die sich als fahrendes Zirkusvolk ausgeben, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen aus seinem Haus im Staat New York nach Washington gelockt und unter Drogen gesetzt wird. Als er wieder erwacht, befindet sich Northup, bislang ein freier Mann, in der Gewalt von Sklaventreibern, die ihn mit anderen Leidensgenossen in den Süden verschleppen. Eine zwölfjährige Tortur in den Händen weißen Plantagenbesitzer beginnt. Der Willkür und dem Sadismus des Sklavenhalters Edwin Epps ausgesetzt, verliert er dennoch nie die Hoffnung wieder aus der Gefangenschaft zu entkommen. Sein Ziel heißt überleben. Die 1853 erschienenen Autobiographie ist eines der ersten Bücher über Sklaverei, das entscheidenden Anteil daran hatte, dass die Bemühungen um deren Abschaffung schließlich von Erfolg gekrönt waren.
![]() Resignationskurs: Matthias Schweighöfer |
Vom "wilden" West in den Osten geht es am Mittwoch, 2. April, gleich zweimal: Um 16 und um 20 Uhr läuft "The East". Der Ökothriller wird in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich gezeigt.
Protagonistin ist Sarah. Sie ist jung, ehrgeizig, und weiß genau, was sie will. Als sie von ihrem Arbeitgeber, einer Sicherheitsfirma im Auftrag des US-Geheimdienstes, undercover in eine Öko-Terroristenzelle eingeschleust wird, ist dies zunächst ein Auftrag wie jeder andere. Doch nach und nach lernt Sarah die Mitglieder der Gruppe „The East“ kennen und kommt ihnen auch persönlich näher. Doch wie nah ist zu nah, um noch professionell zu agieren? Auf den ersten Blick ist der US-Independent-Film von Zal Batmanglij ein spannender Thriller, der bis zum Schluss raffinierte Twists und Überraschungen bereithält. Doch dahinter verbirgt sich auch ein intelligent gemachtes Drama, das wichtige hochaktuelle gesellschaftliche Fragen aufwirft.
Wie weit können und dürfen industrielle Großmächte gehen, um ihren Profit auf Kosten der Umwelt und der Menschen immer mehr auszubauen? Und wie weit dürfen Menschen gehen, die sich das nicht mehr gefallen lassen und nach dem Motto „Zahn um Zahn“ Rache an den Unternehmenschefs üben?
Brit Marling, zugleich Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin, stellt diese Fragen, ohne ein moralisch überlegenes Urteil zu fällen. Durch ihre Figur der Sarah wird auch der Zuschauer in einen ambivalenten Zwiespalt geführt und muss sich selbst die Frage stellen: Was ist der richtige Weg? Das Ensemble ist perfekt aufeinander eingespielt und überzeugt in seiner klaren und starken Typendarstellung. Ob Alexander Skarsgard als charismatischer Anführer Benji oder Ellen Page als eine von ihrer Wut getriebene junge Frau – sie alle überzeugen, bieten Identifikationspotenzial und Denkanstöße.
In die Tiefe auf ganz andere Art geht in vertrauter Matthias-Schweighöfer Art der Film "Vaterfreuden", der am Donnerstag, 3. April, um 20 Uhr gezeigt wird. Aberwitzig entwickelt sich die Geschichte um Single Felix, der sein Leben in vollen Zügen ohne Familie und Kinder glücklich genießt – bis sein nerviger Bruder Henne mit dem honigvernarrten Frettchen Karsten bei ihm einzieht. Immerhin gibt Henne seine große Einnahmequelle als Samenspender preis. Prompt folgt Felix seinem Beispiel und die Geldsorgen sind vorerst gelöst.
Bei einem wilden One-Night-Stand taucht auf einmal Karsten auf und beißt sich aus Versehen unterhalb Felix’ Gürtellinie fest: Fortan ist Felix unfruchtbar. So endgültig hatte er sich ein Leben ohne Familie und Kinder nun auch nicht vorgestellt. Also versucht er alles, um die Empfängerin seines kostbaren Erbguts zu finden. Er staunt nicht schlecht, als Henne illegal seine Akte geklaut hat: Die berühmte Fernsehsportmoderatorin Maren wird die Mutter seines einzigen Kindes.
Das Problem ist nur, dass sie gerade dabei ist, Ralph zu heiraten. Doch Felix will sich die einzige Chance auf eine Familie nicht entgehen lassen und setzt alles daran, Maren näher kennenzulernen.
Wer am Donnerstag keine Zeit fürs Kino hat, dem bietet sich die Gelegenheit, die Komödie noch am Montag, 7. April, um 17 Uhr und am Mittwoch, 9. April, um 20 Uhr.
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