Jülicher Forscher blicken zurück auf 30 Jahre TEXTOR
Von Redaktion [30.03.2014, 14.49 Uhr]
Quelle: Forschungszentrum Jülich |
30 Jahre lang war TEXTOR Jülichs großes Fusionsexperiment. Die erzielten Ergebnisse haben die internationale Fusionsforschung wesentlich vorangebracht. Gäste aus aller Welt nahmen heute an der Festveranstaltung im Forschungszentrum anlässlich des Jubiläums und Abschieds des im Dezember 2013 abgeschalteten Großgerätes teil. Gemeinsam mit Jülicher Wissenschaftlern und ihren Partnern blickten sie zurück auf über ein Vierteljahrhundert Fusionsforschung in Jülich.
Zum Jubiläum sprachen Wissenschaftler, die den Aufbau und die Entwicklung von TEXTOR im Rahmen des Trilateralen Euregio-Clusters (TEC) begleitet haben: Institutsdirektor Prof. Ulrich Samm vom Jülicher Institut für Energie- und Klimaforschung, Bereich Plasmaphysik (IEK-4), Prof. Roger Weynants von der belgischen Royal Military Academy in Brüssel, Prof. Tony Donné vom Forschungsinstitut DIFFER im niederländischen Nieuwegein und Prof. Jörg Winter, Leiter des Instituts für Experimentalphysik II an der Ruhr-Universität Bochum. Prof. Fritz Wagner vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald diskutierte die zukunftsweisende Frage, welche Optionen die Fusion angesichts aktueller Herausforderungen bieten kann.
Forschung für eine neue Energiequelle
Die weltweit vernetzte Fusionsforschung zielt auf die Entwicklung von Kernfusionsreaktoren ab, die Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen gewinnen. Ähnliche Prozesse spielen sich auch im Innern der Sonne ab. Wenn es gelingt, die Prozesse für die Energieerzeugung auf der Erde zu kontrollieren, könnte dies den Weg bereiten zu einer praktisch unerschöpflichen, umweltfreundlichen und sicheren neuen Energiequelle.
Vorrangige Aufgabe von TEXTOR war es, die Belastung der Brennkammer-Innenwand zu erforschen. Im Innern eines Fusionsreaktors herrschen Extrembedingungen. Die Temperatur liegt weit über 100 Millionen Grad Celsius. Starke elektromagnetische Kräfte wirken auf die Komponenten ein, dazu kommt der Beschuss durch energiereiche Teilchen aus dem Plasma. In TEXTOR ließen sich bereits Intensitäten herstellen, die denjenigen von ITER und nachfolgenden Fusionskraftwerken nahekommen. TEXTOR war damit eine wichtige Testanlage für die Auslegung der Wandmaterialien von ITER, dem nächsten großen Schritt der Fusionsforschung. Der Fusionsreaktor soll zu Beginn der 2020er Jahre erstmals im Kraftwerksmaßstab die Machbarkeit der Fusionsenergie demonstrieren.
Hinwendung zu neuen Fragestellungen
Auch wenn TEXTOR zuletzt nur noch 15 Prozent der Laborflächen einnahm – mit dem Ende des Großgeräts rücken für die Jülicher Plasmaphysiker neue Fragestellungen in den Fokus. Mit Prof. Christian Linsmeier vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, Garching, berief das Forschungszentrum im letzten Jahr einen ausgewiesenen Materialwissenschaftler als zweiten Direktor des Institutsbereichs. Mithilfe des Plasmagenerators PSI und weiteren Anlagen der Materialforschung wenden sich die Wissenschaftler nun verstärkt den Grundlagen des Dauerbetriebs von Fusionskraftwerken zu. Denn dieser wird erst möglich sein, wenn entsprechende Materialien dafür bereitstehen.
Wie bisher werden die Jülicher Fusionsforscher auch an internationalen und europäischen Einrichtungen arbeiten, insbesondere am größten derzeit laufenden Fusionsexperiment JET in England. Neben ITER und DEMO, der Reaktorgeneration nach ITER, bringen sie ihre Expertise auch bei dem Stellarator Wendelstein 7-X in Greifswald – einem alternativen Reaktortyp – ein.
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