Jülicher Lehrschwimmbecken begutachtet
Von tee [08.10.2013, 09.20 Uhr]

Durchaus unappetitlich klang, was Gutachter Stefan Mersmann von der Firma bt plan im Ausschuss für Planung- Umwelt und Bau den politischen Vertretern vortrug: Jeder Badegast trägt eine Millionen von Keimen ins Wasser, Haut und Haare lagern sich am Beckenrand und am Boden ab, schwimmen aber vor allem an der Wasseroberfläche in Höhe der Mundschleimhäute. Schnell nachvollziehbar war, warum Überprüfung der Filteranlagen bei den Lehrschwimmbecken in Koslar und Welldorf so wichtig ist.

Thema war aber vor allem: Ist es wirtschaftlich sinnvoll und tragbar, die große Summe, die hierzu aufgewendet werden muss, auch auszugeben. Im Raum stehen Sanierungskosten von über 160.000 Euro für Koslar und über 90.000 Euro für das Welldorfer Becken.

Eine gute bauliche Substanz bescheinigte der Bäderfachmann dem Lehrschwimmbecken in Koslar, Es ist seit Mai wegen der defekten Filteranlage außer Betrieb. „Ich kenne wenige Becken, die in so einem guten Zustand sind“ – bezogen auf das Alter des Beckens. Die wenigen kleinen Risse seien auf kleine Bereiche beschränkt und schnell behebbar. Anders stellt sich der Zustand der Filteranlage dar. Sein Urteil „Nicht mehr sanierungsfähig.“

Noch schlechter beurteilt Mersmann die Situation in Welldorf. Hier wird derzeit zwar das Schwimmbecken durch Vereine und Schulklassen aktuell intensiv genutzt, aber Bausubstanz sei nicht gut und die Filteranlage habe ein viel zu geringes Wasservolumen, die Pumpen und Rohrleitungen seien zu klein und kein Wasserspeicher vorhanden.

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Auf Nachfrage der JÜL bestätigte der Gutachter, dass keine Gefahr im Verzug sei, aber das hieße nicht, dass kein Handlungsbedarf bestünde. Es ist ein Glücksspiel: Das Bad kann noch zwei Jahre im aktuellen Zustand ohne Gesetzesverstöße betrieben werden, es könne aber auch schon morgen vorbei sein.

Als Zeitschiene legte Mersmann, dass man mit 8 bis 12 Wochen Bauzeit rechnen müsse, aber zusätzlich drei Monate Vorlaufzeit einzurechnen seien für die Ausschreibung. Der Bäderfachmann empfahl, von Anfang an das Vorgehen mit dem Gesundheitsamt abzustimmen.

Ob es eine kostengünstigere Variante der Sanierung gebe, wollte der Ausschuss wissen. Nein, keine Empfehlung wollte der Gutachter für eine geringere, als die von ihm vorgeschlagene Sanierung geben. Allerdings: Wenn so verfahren würde, könnten beide Bäder noch lange Jahre betrieben werden.

In den vergangenen Jahren wurden an den Becken bereits umfangreiche Sanierungen vorgenommen:

Lehrschwimmbecken Koslar
2007/08 Mess-, Steuer- und Regelungstechnik 30.000 Euro, raumlufttechnische Anlagen 50.000 Euro, BHKW-Einbau 29.000 Euro (insgesamt 109.000 Euro)
Lehrschwimmbecken Welldorf
2008/09 Mess-, Steuer- und Regelungstechnik 35.000 Euro, raumlufttechnische Anlagen 20.000 Euro
2011 bauliche/statische Sanierung rd. 200.000 Euro
Invest 2008 – 2011 insgesamt rd. 255.000 Euro

Es müsse grundsätzlich geprüft und dann entschieden werden hießt es abschließend im Ausschuss, ob beide Bäder erhalten bleiben können oder nur eines. Die Grundlage hierfür liegt mit dem Gutachten von Stefan Mersmann auf dem Tisch.


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