Workshop
Armut in Jülich?
Von Dorothée Schenk [02.05.2013, 07.49 Uhr]
![]() Spielerisch erkannten die Workshop-Teilnehmer wie es ist, wenn man durch Armut den sicheren Boden unter den Füßen verliert. |
Was heißt es, wenn man den Halt im Leben verliert? Wenn die Gemeinschaft den Menschen nicht mehr mitträgt? Der Workshop „Armut in Jülich – sensibles Handeln“ des Caritasverbandes für die Region Düren-Jülich vermittelte diese Fragestellung sehr eindrücklich.
Nach der obligatorischen Vorstellungsrunde – die Teilnehmer waren allesamt Vertreter von sozialen Einrichtungen und Initiativen, die „existenzunterstützende Angebote“ in Jülich machen, lud Roman Schag zum eigenen Erleben ein. Die spielerische Herangehensweise an das Thema stieß zunächst auf Skepsis:?Sich zu sechst auf einen Badetuch großen Teppich zu stellen mit dem Ziel, ihn auf „links“ zu drehen, scheint auf den ersten Blick nichts mit „Armut“ zu tun zu haben. In der Reflektionsrunde erkannten die Teilnehmer schnell die Absicht des Referenten.
„Ich hatte das Gefühl, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen“, schilderte Renate Lohn vom „fairkauf“-Laden ihre Empfindun- gen. Sich darauf zu verlassen, dass der Fremde einen hält, unterstützt, und man gemeinsam nach Lösungen sucht, ist keine Selbstverständlichkeit. Es kostet Überwindung, sich Menschen vorbehaltlos anzuvertrauen. „Misstrauen ist eine Form von Armut“, drückte es Maleen von Lüninck von der Bourheimer Caritas aus. Wie schwer es schon den Teilnehmern fiel, die fest im Leben verankert sind, verschaffte einen Eindruck, welche Scham und Hilflosigkeit bei Menschen herrschen muss, die sich aus der Not an offizielle Stellen wenden müssen.
![]() Vieles brauchen von (verdeckter) Armut betroffene Kinder in Jülich, wie sich zeigt: Sylvia Karger Kämmerling und Referent Roman Schag trugen die Ausagen auf einer Schautafel zusammen. |
Referent Schag, Fachmann in Schuldnerberatung und Armutsbeglei- tung führte vor Augen, wie schwierig die Einzelfallbegleitung ist, vor allem vor dem Hintergrund, dass „der Faktor ,Zeit’ in der Beratung verloren geht“. Helfen zu wollen, ohne den Anspruch darauf, dass die Hilfe auch angenommen werde, sei das Geheimnis des Erfolges. „Armut bleibt oft vor der Tür“, schilderte Irene Launer-Hill vom Verein S.A.M.T ihre Erlebnisse, wenn Hilfesuchende aus Scham den Eintritt in die Wohnung verwehren. „Respekt haben und zuständig sein“, sind laut Schag die Kernelemente der Hilfsangebote.
Abschließend widmeten sich die Teilnehmer in kleinen Diskussionsrunden der Frage: Was brauchen von (verdeckter) Armut betroffene Kinder und Familien in Jülich? Erkenntnisse war, dass mit den Vereinen „Jülicher Tafel“, „Kleine Hände“ für familiäre Notsituationen, Second Hand Mode in „fairkauf“ und „Kleiderlädchen“, Beratung beim Sozialdienst katholischer Frauen oder „inVia“, das Gebrauchtmöbelhaus „Möbel und mehr“ vom Christlichen Sozialwerk und den kirchlichen Trägern, in Jülich ein sehr dicht gewebtes soziales Netz die Menschen trägt. Woran es immer noch mangelt ist der Informationsfluss zu den Betroffenen. An Lösungsansätzen soll im Teil 2 des Workshops gearbeitet werden.
Der zweite ganztägige Workshop „Armut in Jülich – sensibles Handeln“ findet am Donnerstag, 16. Mai, im Hildegardis-Stift statt. Anmeldungen an Silvia Karger-Kämmerling, Ruf 02461/ 6226300 oder per Mail skarger-kaemmerling@ cv-dueren.de
Dies ist mir was wert: | Artikel veschicken >> | Leserbrief zu diesem Artikel >>
Newsletter
Schlagzeilen per RSS
© Copyright