Jülicher Zeitung: Altes Rathaus als Jülichs neue Mitte ?
Von Volker Uerlings [21.02.2013, 11.16 Uhr]

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. Mit Rathäusern ist die Herzogstadt reich gesegnet. Es gibt deren zwei, alt und neu, und das geplante Dienstleistungszentrum wäre faktisch das dritte. Seit Mitte Mai wissen Politik und Verwaltung, was am Schwanenteich machbar ist: nämlich ein Neubau oder ein Anbau, damit alle Stellen von Stadt und Kreis dort unterkommen könnten. Nun hat sich ein Bündnis aus Jülicher Vereinen und Bürgern gebildet, die sich einen solch teuren Komplex an einem anderen Standort wünschen: im Herzen der Stadt am Marktplatz.??
Frauen und Männer aus Jülich und allen Schichten unterstützen den Prüfantrag, ob ein Dienstleistungszen­trum nicht auch in Verbindung mit dem Alten Rathaus errichtet werden könnte. Wolfgang Hommel, Vorsitzender der Werbegemeinschaft und des Vereins Stadtmarketing, formulierte es deutlich: „Ein Rathaus gehört ins Zentrum, und das ist der Marktplatz.“ Diese Grundhaltung unterstützen der Jülicher Geschichtsverein, der Förderverein Festung Zitadelle, die Junge Union, die stellvertretende CDU-Parteivorsitzende Margret Esser-Faber und viele andere. Voraussetzung: Es ist machbar. Deshalb beantragen sie – wie für den Standort Neues Rathaus schon geschehen – eine zweite Machbarkeitsstudie. Einige Vereine sind auch bereit, einen Anteil an den Kosten der nächsten Expertise zu übernehmen.??
Die Bebauung des „Luftraums“ ??
Sie soll den Innenhof des Marktplatz-Rathauses sowie angrenzende Grundstücke einbeziehen. So dürfte zum Beispiel auch der „Luftraum“ über der Rathaus-Passage (früher Stüssgen) von der Stadt bebaut werden – dieses Recht ist seit Jahrzehnten verbrieft. Gemessen an den mehrgeschossigen Häusern rundherum sei die flache Passage von Düsseldorfer zur Kapuzinerstraße „im Prinzip noch eine Nachkriegslücke“, sagte Wolfgang Hommel. ??
Das Bürgerbündnis für die Innenstadt führt einige Gründe an, die für eine Stärkung des Zen­trums sprechen. In der Düsseldorfer Straße und Umgebung gibt es Leerstände und wenig Laufpublikum. Allein 150 Mitarbeiter der Stadtverwaltung Jülich wären da schon ein Wirtschaftsfaktor, aber vor allem das Publikum, das die Dienststellen von Kommune und Kreis ansteuert. Nur die Polizei fände in der Fußgängerzone wohl eher keine neue Bleibe.??
Conrad Doose vom Förderverein Festung Zitadelle verdeutlicht: „Wir sind keineswegs gegen das Projekt Dienstleistungszen­trum als solches.“ Die Standortfrage hätte aber gründlicher diskutiert werden müssen. „Eine Kommune hat nicht oft die Möglichkeit, so hohe Investitionen in das Herz der Stadt zu lenken.“ ??
Natürlich stellt sich auch die Frage, was mit dem Neuen Rathaus geschieht, wenn sich Rat und Verwaltung tatsächlich zu einer Rückkehr an den Markt entschließen, wo sie bis 1972 schon zu Hause waren. Im Antrag des Bündnisses ist zu lesen, dass „die Immobilie Neues Rathaus sicherlich lu­krativer zu vermarkten“ oder anders zu nutzen wäre als das Alte Rathaus im gegenteiligen Fall.??
Die vom Stuttgarter Architekten Jörg Aldinger im Mai vorgetragene Untersuchung hatte das Ergebnis, dass am Schwanenteich 15 Millionen Euro investiert werden müssten, um ein Dienstleistungszen­trum zu realisieren.??
In drei Beispielen hat Aldinger Neubau-Varianten skizziert – eines davon ist Plan A unten links. Alle drei haben eines gemeinsam: Das Neue Rathaus wäre für die Verwaltung der Stadt überflüssig und auch noch nicht saniert. Mit der neben dem jetzigen Hof der Stadtverwaltung leicht verborgen liegenden Stadtbastion Eleonore setzte sich die Aldinger-Studie nicht näher auseinander. Sie ist ein Bodendenkmal.??
Variante D (siehe unten rechts) sieht einen Anbau an das Neue Rathaus vor. Die Kommunalpolitiker der Stadt haben zu diesem Thema bislang Stillschweigen bewahrt. Gemunkelt wurde vor der Sommerpause allerdings, dass Plan D die meisten Freunde gefunden hat. Kommt der Rat dem Vorstoß des Bürger-Bündnisses nach, dann stehen noch mehr Optionen zur Wahl.

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