Jülicher Zeitung: Ist ein Rathaus-Neubau in Jülich machbar ?
Von Volker Uerlings [21.02.2013, 10.34 Uhr]

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Die Finanzlage der Stadt Jülich ist mehr als prekär. Die Einnahmen brechen weg, und der neue Stadtrat hat mit dem beschlossenen Um- und Ausbau des Schulzentrums – inklusive Realschuleinzug – eine millionenschwere Mitgift seines Vorgängers im Gepäck. Das engt auf Jahre die Spielräume ein. Die wenigen noch nicht sanierten Schulen sind aber nicht die einzigen öffentlichen Gebäude, in denen dringend etwas getan werden muss. Auch das Rathaus gehört auf diese Liste. Eine Machbarkeitsstudie soll nun zeigen, ob die Stadtverwaltung mit anderen Nutzern gemeinsam auf der Fläche des Neuen Rathauses vergleichsweise „günstig“ in einem Dienstleistungszentrum unterkommen kann.

Und „günstig“ bedeutet: Mit einem Investitionsvolumen von 10 bis 15 Millionen Euro ist zu rechnen. Beigeordneter Martin Schulz bezeichnete im Fachausschuss am Mittwoch die finanziellen Dimensionen so positiv wie gerade noch möglich: „Das bedeutet für unseren Haushalt eine enorme Herausforderung.“

„Groschen“-Grab

Fakt ist aber auch, dass auf jeden Fall in das „alte Neue Rathaus“ Geld gesteckt werden muss. Der Brandschutz von etwa 900 000 Euro ist nur ein Beispiel. Darüber hinaus gibt es nach inzwischen alten Aufstellungen einen Sanierungsbedarf von gut fünf Millionen Euro. Damit wären freilich noch nicht die neuesten Erfordernisse der Gebäudedämmung erreicht. Es ist davon auszugehen, dass allein die Heizkosten für den Zweckbau aus den 50er Jahren derzeit jedem privaten Eigentümer die Tränen in die Augen treibt. Mit anderen Worten: Ohne eine energetische Optimierung mit neuester Heiztechnik bleibt selbst bei Sanierung nur der notwendigsten baulichen Mängel das Rathaus ein „Groschen“-Grab. Auf dieser Basis entstand die Überlegung, auch über einen Neubau nachzudenken – als langfristig wirtschaftlichste Lösung.

Inzwischen scheint die Stadt aber nicht mehr ganz so frei in ihren Überlegungen. Das „alte Neue Rathaus“ abreißen und auf diesem Grundstück etwas Neues bauen? Das könnte der inzwischen von überörtlichen Fachbehörden beantragte Denkmalschutz vereiteln. Das Verfahren ist zwar nicht abgeschlossen, aber der Stadt fehlen bislang die Argumente, den Denkmalschutz abzuwenden, was einigen lieb wäre. Möglich wäre es aber, sagte Martin Schulz im Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss, einen Anbau zu errichten und das womöglich denkmalgeschützte Rathaus anders zu nutzen. Hier könnten mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, da man zum Beispiel die Polizei als Kreisbehörde und auch das Studienseminar mit einbeziehen könnte.

Schulz bestätigte „Kontakt zu einer Investmentgruppe“, die ein Hotel in Jülich plant. Bekäme man alle möglichen Nutzer – also Kommune, Kreis, Studienseminar und Investoren – unter einen Hut, würde das Projekt für die Stadt zwar nicht billig, aber auf jeden Fall günstiger als ein Alleingang. Ob und was möglich ist, soll eine Machbarkeitsstudie ans Tageslicht befördern. Das gilt nicht nur für Grundrisse und Aufteilung oder städtebauliche Gestaltung. Hier würden sich laut Schulz „Profis“ ansehen, wie die Verwaltung bestmöglich und so günstig wie möglich unterzubringen ist – mit kurzen Wegen und allem „Schnickschnack“. Auch die inzwischen beliebte Ko-Finanzierung von öffentlicher Hand und Privatiers (Public Private Partnership/PPP) werde in der Studie eingehend betrachtet.

Diese Expertise ist natürlich nicht zum Nulltarif zu haben. Sie soll laut Verwaltungsvorlage 24 000 Euro kosten, wovon die Stadt 12 000 Euro zu tragen hätte.

Schon diesen Beschluss konnte der Ausschuss nicht treffen, da ja in Jülich das Spardiktat herrscht. Haupt- und Finanzausschuss oder der Stadtrat müssen sich damit befassen. Inhaltlich gab es wenig Widerspruch am Mittwoch. Nur SPD-Fraktionschef Harald Garding deutete für seine Partei „grundsätzliche Zweifel an diesem Dienstleistungszentrum“ an.

Eine Delegation aus Jülich sieht und hört sich zudem Anfang Dezember in der Eifelstadt Mechernich um. Dort gelang, was hier noch Zukunftsmusik scheint: In etwa drei Jahren bei klammer Haushaltslage und Brandschutzanforderungen an die Altimmobilie eine neue Verwaltung zu bauen.

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