Kreis Düren ist Modellkommune

Lotsen in Jülich erfolgreich im "Jugend stärken"
Von Arne Schenk [24.08.2012, 17.00 Uhr]

„Jugend Stärken“ hat mehrere Bedeutungen – einerseits die Aufgabe, den Nachwuchs fit zu machen, andererseits festzustellen, welche besonderen Talente in ihnen schlummern. Der passende Name für ein bundesweites Modellprogramm, an dem 35 ausgewählte Kreise und Städte mitwirken. Der Kreis Düren gehört dazu.

Stefan Theißen (r) und Julia Nöfer (l) haben Patricia Kirchner in Gesprächen auf den richtigen Weg gebracht.

Stefan Theißen (r) und Julia Nöfer (l) haben Patricia Kirchner in Gesprächen auf den richtigen Weg gebracht.

Eine Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass Jugendliche verloren gehen. Dies ist auch dem Kreis-Dürener Landrat Wolfgang Spelthahn sowie dem Kreis-Jugendamt, dem Kreis-Jugendhilfeausschuss sowie dem Sozialwerk Dürener Christen bewusst. Grund genug, um im Rahmen des vom Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiierten Programm im Herbst 2010 eine Lotsenstelle für den Nordkreis Düren einzurichten. Jetzt hielten sie eine Halbzeit-Bilanz.

„Komm vorbei, lass Dich lotsen, finde Hilfe“, lautet der Aufruf der Mitarbeiter aus der Lotsenstelle mit Sitz im dritten Stock des Jülicher Roncalli-Hauses. Julia Nöfer und Stefan Theißen, pädagogische Fachkräfte des Sozialwerks, laden Jugendliche ein, um Unterstützung auf ihrem Weg zwischen Schule und Arbeitsplatz zu finden. Dies gilt für Jugendliche, die aus dem Bereich der JobCom herauszurutschen drohen, genau so wie für Schüler, die sich noch kein Bild über ihre berufliche Zukunft gemacht haben.

Patricia Kirchner berichtete, wie sie trotz Schulwechsel sich durch ihre Schulzeit bis in die Ausbildung schleppte, diese dann wegen Krankheit abbrach. Durch den Sozialpädagogen Rolf Sylvester, der als Jugendleiter in Titz wirkt, kam sie an die Lotsenstelle. „Dort haben wir herausgefunden, wo das Problem war“, erklärte die 21-Jährige. Dort wird zunächst im intensiven Gespräch eine persönliche Prioritätenliste erarbeitet.

„Viele Jugendliche haben keine Ahnung, was sie machen sollen“, bemerkt Stefan Theißen, „da hilft oft ein Praktikum, um Geschmack an einer Arbeit zu finden.“ Im Fall Patricia entstand so die Idee eines Jahrespraktikums bei der Kindertagesstätte „Die kleinen Strolche“. Auf den Geschmack gekommen hat sich Patricia mittlerweile mit Unterstützung der Lotsenstelle eine schulische Ausbildungsstelle beschafft und bereits sehr gute Zeugnisse erhalten, bestätigt Julia Nöfer.

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114 Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren haben die Lotsenstelle bislang aufgesucht, von denen sich 14 allerdings nicht integriert ließen. Mit 49 Beteiligten wurde fast die Hälfte der 100 „Integrationen“ entweder in berufsvorbereitende Maßnahmen oder an die Agentur für Arbeit beziehungsweise die jobcom vermittelt. Aber auch der Gang zur Drogenberatung oder Psychiatrischen Betreuung sind erste Wege zur Selbstfindung.

Allerdings besitzt das Sozialwerk Dürener Christen reichlich Erfahrung auf diesem Gebiet, bemüht es sich schließlich seit September 1985 unermüdlich, um die Arbeitslosigkeit und deren Auswirkungen speziell bei jungen Menschen zu bekämpfen. Dazu arbeiten die Mitarbeiter eng mit Jugendheimen und Schulen zusammen, suchen aber auch informelle Orte auf, wo sich Jugendliche treffen.

Insgesamt stehen für das Gesamtprogramm 17 Millionen Euro aus dem Europäischen Staatfonds (ESF) zur Verfügung. 400.000 Euro davon gehen für den Zeitraum Oktober 2010 bis Dezember 2013 an den Kreis Düren. Der Kreis selbst muss zusätzlich einen Eigenanteil von 100.000 Euro aufbringen, in erster Linie Personalkosten. So bindet sich Jugendamtsmitarbeiter Robert Fabig mit einer halben Stellen in das Projekt ein.

Zudem sind dabei mittlerweile bereits zwei weitere Projekte auf den Weg gebracht worden: das „Bildungsnetzwerk für Sinti“ in Niederzier für derzeit 30 junge Menschen gemeinsam mit der Evangelischen Kirche zu Düren seit April 2012 und seit August 2012 ein Projekt im Nordkreis mit dem Sozialwerk und der job-com für Jugendliche, die dort gemeldet sind, aber herauszurutschen drohen.

Aus den Erfahrungen des Modellprojekts „Jugend Stärken“ soll ein Leitfaden entwickelt werden, wie sich die Arbeit mit Jugendlichen bundesweit optimieren lässt. Landrat Spelthahn erinnerte daran, dass es nicht nur hinsichtlich der ökonomischen Situation möglichst jeder Jugendliche integriert werden müsse. „Es gibt auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung.“


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