Oldtimer-Frühstück im Park

Jülich: „Schätzchen“ von Gangstern und Postboten
Von tee/ars [04.07.2012, 12.57 Uhr]

Über 70-fache Leidenschaft zeigte sich zum Monatsstart im Jülicher Brückenkopf-Park: So viele „Schätzchen“ präsentierten sich auf Einladung der Oldtimer-Freunde im Stadtgarten.

Idylle pur. Auf Picknickdecke oder Campingtischchen werden Sektkühler oder Kaffeekanne platziert, stehen die Menschen beim Plausch zusammen und fachsimpeln zwischen BMW und Mercedes, Volkswagen und Citroen. Das ist keine Werksschau, sondern ein Treffen Gleichgesinnter, die ihre Freude an den technischen Entwicklungen und blitzendem Chrom haben. Denn natürlich sieht man hier und da stolze Besitzer noch eilig mit dem Lappen über die Karosserie wischen.

So manch einer hat sich, wie der 88-jährige Henri Kirschfink aus Eupen, einen Traum erfüllt: Der Citroen Traction Avant 11 Légère, das legendäre Polizei- und Gangsterauto, das auch mit 100 Sachen jede Kurve ohne zu straucheln meistert, war das erste Auto, das sich der Belgier – heute passend im Al-Capone-Stil gekleidet – 1952 kaufte. „Damit hat sich Citroen“, zeigt sich der Sammler auch „geschichtlich“ bewandert, „aus der Insolvenz gerettet.“ Allerdings ist sein Modell nicht ganz original. Ehefrau Ruth, offenbar vom Oldtimer-Virus auch angesteckt, steuert Wissen bei: 1952 war das Reserverad auf dem Kofferraum montiert, erst 1953/54 wurde es wieder innen montiert.“

Nicht das erste eigene Auto, aber ein Auto, das Kindheitserinnerungen wach hält ist Brigitte Krauses Stolz: Sie und ihr Mann sind in der Isetta mit Anhänger nach Jülich gekommen.. Ebenfalls den 50ern „entwachsen“, erinnert sich die Petticoat-tragende noch gut an die Postbotin, die ihre Briefe per Isetta auslieferte.

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Ein Landvermesser mit Leidenschaft fürs Auto und Elche

Ein Landvermesser mit Leidenschaft fürs Auto und Elche

Ein „Schätzchen“ sein eigen nennt Werner „Pfeiffer mit drei f“, wie er humorig erklärt: Das Nachfolge-Modell des Ford T, nämlich die „A“-Klasse ist seit neun Jahren in seinem Besitz. Nur zehn Ford A Modelle, so weiß der 80-Jährige aus Weisweiler, wurden vor neun Jahren aus den USA nach Deutschland geliefert. Per Mundpropaganda erfuhr er davon und bekam den Zuschlag.

In seinem Fachbereich geblieben ist Bernd Jamrosy aus Düren: Ein Landvermesser-Auto der Marke Volvo ist sein Stolz. Anders als sein zweites Schätzchen, ein Ford Taunus, ist der Volvo „pflegeleicht“, will sagen: Ersatzteile sich leicht zu bekommen. Für den Taunus muss für Bremsbelege schon mal der Weg nach Dresden bewältigt werden und den neuen Radbremszylinder bauten kompetente Hände im Sauerland ein.
So war das bunte Treiben auf dem Rasen des Stadtgartens nicht bloß ein Zusammentreffen und für technisch Interessierte ein Gang durch die Geschichte – es waren vor allem viele Geschichten zu hören. Denn „Oldtimer“ sind wie mit denen ihrer Besitzer offenbar fest verwoben.

„Wir sind kein Club“, betonen die „Gastgeber“, die Oldtimer Freunde „sondern wollen uns gesellig Austauschen und dabei noch etwas Gutes tun.“ Daher wird auch kein Mitgliedsbeitrag erhoben und die Standgebühr fürs „Picknick im Park“ und die vor Ort gesammelten Spenden gehen wieder an den Förderkreis der Kinderkrebsstation im Aachener Klinikum.

Lange müssen Schaulustige in der Region nicht warten, bis sie erneut die Gelegenheit zum „Schätzchen-Gucken“ haben: Die 16. Internationale Gold-Race Indeland ist am 18. August ab Jülich unterwegs. Start und Ziel ist wieder am mittelalterlichen Stadttor, dem Hexenturm an der Kleinen Rurstraße. Gestartet wird in sechs Klassen, inklusive der Sonderklasse „historische Motorräder und Roller bis Bj 1989“.

Galerie
Schätzchen (1)

Schätzchen (2)


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