In St. Rochus Jülich steht die katholischen Frauengemeinschaft seit 45 Jahren auf der närrischen Bühne

Heckfeld: Wo zehn Frauen den Elferrat geben
Von tee [20.02.2012, 13.40 Uhr]

„Es ist genau 17 Uhr 11!“ Während Conférencier Georg Thevessen die zahlreichen Närrinnen und vereinzelten Narren im Jülicher Rochus- heim zur Sitzung sammelt, nehmen die zehn Damen des Elferrates der katholischen Frauengemeinschaft vor der Tür Aufstellung: Bühne frei zum 45. Sitzungsmarathon im Heckfeld.

Aufstellung zum Einmarsch

Aufstellung zum Einmarsch

„Lustig ist es im Rochusheim“ klingt es durch die luftschlan- gengeschmückten Räume – hörbar ist das Lied ein Gassen- hauer im karnevalistischen Reigen des Stadtviertels. Jedes Jahr dreimal treten die Akti- ven der Katholischen Frauen- gemeinschaft an, um ihren Geschlechtsgenossinnen An- lass zum Schunkeln, Schenkel- klopfen und Schwätzen zu geben - und fast immer vor ausverkauftem Haus. Das sind jedesmal rund 300 Gäste. „Wir sind stolz drauf“, kann Gisela Krott mit Fug und Recht sagen.

Mit „Juniorin“ Marlies Neumann leitet die 69-Jährige die Geschicke der Frauengemeinschaft in Rochus, deren Mit- glieder eine Altersspanne von Anfang 40 bis Mitte 70 haben, nicht nur zur fünften Jahres- zeit. Abseits der Narretei wer- den im „Alltagsgeschäft“ Wallfahrten organisiert oder der Weltgebetstag der Frauen, bei dem die Gemeinde St. Rochus in diesem Jahr am 5. März
Gastgeberin ist.

Dass Lokalkolorit fester Bestandteil der immerhin 13 Programmpunkte in den vier Sitzungs-Stunden ist, ist klar und führt natürlich auch stets zu den besten Lachern. Wenn die „Trude Herr aus dem Heckfeld“, wie Moderator Thevessen Leni Schleibach vorstellte, den Küster gibt und Gisela Krott den Pfarrer, der nicht pünktlich zur Messe er scheint, dann kommt auch ohne direkte Namensnennung ein Schmunzeln auf die Gesichter des Publikums. Aber zu doll treiben es die Damen nicht, „dafür gab es mal einen Deftigkeit gern genommen, wie spätestens in der musikalischen Schulstunde klar wurde.

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Im Medley durften „20 Zentimeter“ genauso wenig fehlen wie „nur ein Rudi Völler“ und „das schneeweiße Luder“. Die perfekte Zusammenstellung der Musikstücke, die auf die Fragen des „Herrn Lehrer“ abgestimmt waren, sorgte für begeistertes Johlen.

Keine fremden Kräfte hat die Katholische Frauenge- meinschaft Rochus nötig, um ihr Narrenschiff durch die Un- terhaltungssee zu steuern. Monatelang suchen sie aus dem Fundus oder im Aus- tausch mit benachbarten Frauengemeinschaften wie von Ehepaar Maria und Heinz-Josef von Ameln gestal- tet. Nach der Weihnachtspause kommt der Feinschliff, der bei den zweimal wöchentlichen Treffen vorgenommen wird.

Auch wenn die sichtbare Crew die zehn Frauen auf der Bühne sind, betont Gisela Krott, dass es natürlich ohne die vielen „Helferlein“ im Hintergrund nicht geht: Beim Brötchen Schmieren, Ge- tränke Verkaufen, Auf- und Abbau der Bühne bis zum Mann am Klavier – Karl Wollseifen – und am CD-Spieler – Sebastian Dreßen – sowie dem „Mädchen für alles“, Hausmeister Karl-Heinz Schmidt, sind etwa 100 helfende Hände im Einsatz.

Sie garantieren, dass bei den Sitzungen in St. Rochus Jülich alljährlich das Loblied auf die katholische Frauengemeinschaft gesungen werden kann: „Jülischer Mädsche sinn dem Herrjott jut jelunge.“


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