Ins Thema eintauchen
Von Dorothée Schenk [26.09.2014, 16.57 Uhr]

„Alle wollen den Gürtel enger schnallen, aber alle fummeln am Gürtel des Nachbar herum“ hat einst-Arbeitsminister Norbert Blüm einmal trefflich formuliert. Die Schließung der Lehrschwimmbäder, die jetzt in der jüngsten Ratssitzung mehrheitlich beschlossen wurde, gehört in diese Kategorie. Sicher ist es unpopulär und für die Betroffenen nur schwer auszuhalten, aber wie Dr. Helmut Schumacher es formulierte: „Wir stehen mit dem Rücken zu Wand. Wäre der Beschluss zum Nachtragshaushalt nicht gefallen, säßen wir heute nicht hier und würden über das Bad reden, weil wir eine Haushaltssperre hätten.“

Angesichts dieser Erkenntnis ist die Konzentration auf einen Standort konsequent.

Viel Eigen-Recherche, betonten die Fraktionen, hätten zu den Fakten und letztlich den Anträgen geführt. Der Schwimmsport kann lehrplangemäß erteilt werden war ein Fakt. Daran müssen sich die Entscheidungsträger messen lassen. Die Schulen und Eltern verlassen sich darauf. Von Einsparpotential nahe einer Millionen Euro war die Rede. Sicher wäre es gut, am Ende des Tages auch einen Nachweis über die tatsächlich eingesparte Summe zu erbringen. Die Konzentration auf das Hallenbad Jülich soll den Schwimmstandort sichern. Der Beweis steht noch aus.

Wer beim 11. Jülicher Stadtgespräch im Juni 2013 Herrn Kamburg, dem Geschäftsführer der Stadtwerke und damit Herr über Hallen- und Freibad, gut zugehört hat, erfuhr, dass er dem Hallenbad Jülich noch eine Lebensdauer von fünf Jahren gibt.

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Spätestens nach der Sitzungs-Sommerpause im vergangenen Jahr wäre zu erwarten gewesen, dass sich die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung mit den Stadtwerken zusammen setzen und ein „Bäderkonzept 2018“ entwerfen. Neubau oder Sanierung – alternative Standorte abwägen – einfach perspektivisch denken. Aber wie sagte Helma Dürholz in der Sitzung: „Eine Entscheidung, die wir seit Jahren vor uns herschieben.“

Phantasie und Flexibilität gehören hier mit technischen Fachkenntnissen und Wirtschaftsverstand an einen Tisch, um eine tragfähige Zukunftslösung zu erreichen. Flexibilität ist aber auch von den Eltern gefordert, wenn sie Schwimmunterricht für ihre Kinder wollen. Das gilt für Unterrichtszeiten ebenso wie für Standorte. Was spricht beispielsweise dagegen, über Schwimmunterricht im von Mai bis September beheizten Freibad nachzudenken? Mit dem Hallenbad wäre das zumindest im Sommerhalbjahr eine doppelte Becken-Kapazität.

Die Entscheidung für die Schließung der Lehrschwimmbeckern in der gestrigen Ratssitzung kann daher im Grund nur ein erster Einstieg in das Thema „Bäderzukunft in Jülich“ gewesen sein.

Lesen Sie hierzu: Schwimmen nur noch in der City


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