Forschungen zum Werk von Johann Wilhelm Schirmer

Einige "verdächtige" Objekte
Von Dorothée Schenk

Zum ersten Mal wurde in der Forschung die Maltechnik von Johann Wilhelm Schirmer untersucht. Diplom–Restaurator Börries Brakebusch nahm sich der Aufgabe an.

Hinter dem Bild verbirgt sich oft ein Geheimnis, wie hier die Infrarot-Untersuchung zeigt.

Hinter dem Bild verbirgt sich oft ein Geheimnis, wie hier die Infrarot-Untersuchung zeigt.

Eigentlich sollten nur einige Ausstellungsstücke zur “Natur im Blick” aufpoliert werden. Die Düsseldorfer Restauratoren–Werkstatt – früher Euler–Künsemüller – betreut die Jülicher Schirmer–Bilder seit rund 20 Jahren, und so lag es nahe, wieder dort anzufragen. Ein Glücksgriff, wie der Jülicher Museumsleiter Marcell Perse nachträglich konstatiert. Beim Ortstermin, am 25. Januar 2001 kam alles anders: Börries Brakebusch, erst seit zwei Jahren im Werkstatt-Team, sah die “Schirmer” zum ersten Mal und war spontan begeistert.

Einige “verdächtige Objekte” entdeckte er und machte sich ans Werk. Mit Röntgen, Infrarot und UV-Strahlen ging er den Bildern auf den Grund. So entdeckte der diplomierte Restaurator, dass das Selbstporträt Schirmers in Öl, um 1855, zwar nicht signiert ist, aber nachweislich auf einer Leinwand gleichen Ursprungs wie die der Via Mala, 1853, gemalt wurde – also eine Urheberschaft Schirmers ist ziemlich sicher. Letzte Sicherheit gibt die Analyse der Maltechnik. Erstmals in der Schirmer-Forschung wurde eine solche Analyse angegangen. Verwunderlich, dass es diese Untersuchung bei einem der Gründer der Düsseldorfer Malerschule noch nicht gegeben hat, findet Brakebusch . Börries Brakebusch hatte sich zur Analyse der Maltechnik für ein Frühwerk Schirmers, eines aus der mittleren Schaffensperiode und dem Todesjahr entschieden, nämlich “Waldkapelle”, 1929, “Via Mala”, 1853, und der “Burgruine Meiringen”, 1963.

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Via Mala

Via Mala

Bei allen Bildern machte er zunächst eine Bestandsaufnahme: “Der Zustand der Bilder war ihrem Alter entsprechend”. Bei “ Abendlandschaft” stellte er fest, dass bereits eine Teilabnahme des Firniss vorlag, aber auch, dass ursprünglich ein Ruderboot auf dem See vorgezeichnet war. “Mit bloßem Auge” so der Fachmann, sieht man außerdem bei “Deutscher Urwald” dass die ursprüngliche Vorzeichnung nicht umgesetzt worden ist. Die Infrarot–Untersuchung hierzu steuerte das Rheinische Amt für Denkmalpflege bei. Schließlich ergaben Recherchen, dass es zur “Burgruine Meiringen” offenbar keine bauliche Vorlage mehr gibt, obwohl Vorzeichnungen die Ruine dokumentieren. Außerdem – stellt man das Bild auf den Kopf – errscheint die Zeichnung eines Baumes. Offenbar übermalte Schirmer eine bestehende Skizze. Am Meiringen-Bild entdeckte Börries Brakebusch von Anfang an Merkwürdigkeiten.

Zum einen die dicke Farbschicht, die vermuten ließ, dass etwas hinter der Oberfläche verborgen war. Börries Brakebusch ging von einer Grisaille-Technik aus, und zwar derart, dass die Grau–Untermalung ob der vielen Korrekturen nicht mehr zu sehen war. “Ich wollte Hinweise in der Literatur finden, die dies bestätigten.” Das gelang nicht. Im Relief entdeckte der Restaurator dann den “Baumstamm”. Dokumentiert sind diese Untersuchungen im Katalog zur Ausstellung “Natur im Blick, Die Landschaften des Johann Wilhelm Schirmer”. Nach fast 100 Jahren Sammlung in Jülich wurden so erstmals kleinere und größere Geheimnisse um die Arbeiten des Jülicher Malersohns gelüftet. Denn, so Börries Brakebusch: “Jedes Bild ist eine neue Problemstellung.”

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