Rede anlässlich der Verleihung der Ehrenmedaille an Willi Pelzer
Von Heinrich Stommel

Willi Pelzer

Willi Pelzer

Ich begrüße Sie sehr herzlich hier in der Schlosskapelle unserer Zitadelle. Wir sind heute zusammengekommen, um Herrn Wilhelm Heinrich Pelzer die Ehrenmedaille der Stadt Jülich zu verleihen. Gar manchem wird dieser Name etwas fremd vorkommen, ist Herr Pelzer doch seit Jahrzehnten vielen in Jülich als Willi Pelzer ein Begriff.

Um nun etwas über den Mann, der heute hier im Mittelpunkt steht, erzählen zu können, muss man in mehr als nur einem Archiv nachschauen. Kolumnist in der Zeitung, ausdauernder Wandervogel, vorbildlicher Kollege in der Stadtverwaltung, Chorsänger - da kommt offenkundig einiges zusammen. Gehen wir die Dinge sinnvoller Weise der Reihe nach an.

Den meisten Jülicherinnen und Jülichern ist Willi Pelzer unter einem anderen Namen bekannt, nämlich als „Muttkrat Schäng“. Am 02.Juni 1950 erschien zum ersten Mal ein Kommentar „Op Platt“ in den Jülicher Nachrichten. Wenn nun im Folgenden zwingend Mundart und Jülicher Platt zum Thema wird, dann sehen Sie mir bitte nach, dass ich hier nur als Immi tätig werden kann, denn ich bin ja leider kein gebürtiger Muttkrat.

Das Humorige, der leise Schalk, sollten schnell zu Schängs vordringlichstem Wesenszug werden, den 50 Jahre später Dr. Peter Nieveler so würdigte: „Muttkrat Schäng hett all dea Saache in Jülich emmer de löstigere Sid afjewonne.“ 2750 „Jülicher Verzälls“ schrieb Willi Pelzer – ausnahmslos auf der Schreibmaschine. Es ist eine Chronik des alltäglichen Lebens in Jülich über eine Spanne von 56 Jahren, von nahezu 6 Jahrzehnten also. Dabei hat der Schäng nicht nur über Geschehenes berichtet, sondern immer auch mit der ihm eigenen Art kommentiert – mit einem Augenzwinkern und nie verletzend. Denn sein Credo lautet: „Man kann viele Dinge sagen, ohne jemandem weh zu tun.“ „Op Platt“ geht das zudem noch weit besser als auf Hochdeutsch.

Was in den vielen Verzälls offenkundig wird, ist die Liebe des Schäng zu seiner Stadt. Insofern wurde der Muttkrat Schäng über die Jahrzehnte zum treuesten Botschafter Jülichs. „Dat es, wie alles, wat e schrif, bellije Reklame für Jülich“ wie es Dr. Peter Nieveler ausdrückte.

Ich sprach von mehreren Archiven. Im nächsten muss man noch weiter zurückgehen.

Im Jahr 1947 wurde der Jülicher Eifelverein wiedergegründet. Einer der „Männer der ersten Stunde“ war – wie könnte es anders sein – Willi Pelzer. Er hat die Entwicklung des Vereins über fast 60 Jahre maßgeblich mitgestaltet. Nachdem er 26 Jahre lang als Wanderwart aktiv war, wurde er im Jahr 1982 erster Vorsitzender des Jülicher Eifelvereins. Seinem Organisationstalent und seiner Weitsicht, begleitet von viel menschlicher Wärme und Zuneigung ist auch der nach der Deutschen Wiedervereinigung geschaffene Kontakt zur „Löwenzahn-Schulklasse“ im thüringischen Sitzendorf zu verdanken. Auch nach der Amtsübergabe im Jahr 1994 hat Willi Pelzer die Arbeit des Vorstandes mit seiner reichen Erfahrung weiter begleitet. Bis heute pflegt er mit Hilfe seiner Tochter Claudia die Mitgliederkartei des Vereins. In seine Amtszeit als Vorsitzender fiel unter anderem das 75-jährige Vereinsjubiläum. Jetzt ist er im „Ausschuss Festschrift“ anlässlich der 100-Jahr-Feier im Jahr 2009 aktiv. Lieber Herr Pelzer, nächste Ziele sind also schon gesetzt.

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In Anerkennung seiner besonderen Verdienste ernannten ihn die Jülicher Wanderfreunde bereits 1995 zum Ehrenvorsitzenden. Im Jahr 2004 erhielt er die Goldene Verdienstnadel des Hauptvereins. Dies ist die höchste Auszeichnung, die der Eifelverein zu vergeben hat. Vor wenigen Tagen kam die Goldene Verdienstnadel für 60-jährige Mitgliedschaft im Eifelverein Jülich hinzu.

Willi Pelzer hat den Jülicher Eifelverein geprägt und trägt noch immer seinen Teil zum Vereinsleben bei.

Doch zurück zu den Archiven, in denen Interessantes über Willi Pelzer zu finden ist. Auch bei der Stadtverwaltung Jülich wird man im Archiv fündig. Auch dort ist er in bester Erinnerung.

Als 14 jähriger wurde Wilhelm Pelzer im Jahre 1936 Verwaltungslehrling bei der Stadtverwaltung Jülich. Er lernte gut und schnell und wurde bereits 1938 Verwaltungsangestellter. In den folgenden zwei Jahren arbeitete er im Finanz-, Steuer-, Vermögens- und Schulwesen.

Im Oktober 1940 musste er dann den Kriegsdienst antreten. Fast fünf Jahre sollte es bis zu seiner Rückkehr nach Jülich dauern.

Im August 1945, Jülich war noch ein Trümmerhaufen, nahm er seinen Dienst bei der Stadt Jülich, diesmal im Stadtbauamt, wieder auf. Er wurde dort als Leiter des Bauverwaltungsamtes eingesetzt und hatte in der Zeit des Wiederaufbaus alle Hände voll zu tun.

Von Januar 1960 bis August 1963 übertrug man ihm dann die Verwaltungsleitung des damaligen Städtischen Krankenhauses. Er zeigte einmal mehr seine Fähigkeit, sich in neue Aufgaben einzuarbeiten. Nach der Übertragung des Städtischen Krankenhauses auf den Diözesan-Caritasverband Aachen übernahm er dann die Leitung des Bauverwaltungsamtes, die er bis zu seiner Pensionierung im März 1986 inne hatte.

Darüber hinaus war Willi Pelzer von 1954 bis 1972 auch noch als Lehrer an der Verwaltungsfachschule tätig.

Im Jahr 1986 konnte Willi Pelzer sein 50-jähriges Dienstjubiläum als aktiver Beamter feiern. Das dürfte heute kaum noch jemandem gelingen – 50 Jahre im Dienst der Stadt Jülich.

In diesem halben Jahrhundert bei der Stadtverwaltung Jülich haben Sie, lieber Herr Pelzer, vieles erlebt. Zerstörung, Wiederaufbau, Errichtung des Forschungszentrums, Kommunale Neugliederung...
Kaum zu glauben, dass das alles in ein „Verwaltungsleben“ hineinpasst. Aber die Nachkriegszeit war eben auch eine Zeit der Veränderung.

Sie haben die Geschicke der Stadtverwaltung über lange Zeit beeinflusst und Ihren Teil zu der positiven Entwicklung unserer Stadt beigetragen.

Doch auch dies war nicht das letzte Archiv, in das ich heute einen kurzen Blick mit Ihnen werfen möchte.

Vielleicht ist Ihnen schon der Chor aufgefallen, der sich oben auf der Empore versammelt hat. Es ist der Propstei-Cäcilienchor Jülich, in dem Willi Pelzer seit 1974 ein zuverlässiger und fleißiger Sänger im Bass war. Als Mitglied des Musikausschusses hat er die Stücke, die der Chor sang mit ausgewählt. Er wurde von allen Sängerinnen und Sängern geschätzt und hat durch seine ruhige Art manches Missverständnis, das in einer Gemeinschaft immer mal auftreten kann, ausgeräumt.

Bei der Erstellung der Jubiläumsschrift zum 100-jährigen Bestehen des Chores war er ein aktiver Helfer. Und seine Erfahrungen aus dem Eifelverein kamen dem Chor bei manchem Ausflug in die Eifel zu Gute.

So wird sein Chor dann auch gleich zu seinen Ehren singen.

Ich habe heute abend einige Archive geöffnet und so manches über Willi Pelzer erzählt. Nun möchten ich aber zum wichtigsten Teil unserer Feierstunde kommen.

Es freut mich sehr, dass der Rat der Stadt Jülich einmütig entschieden hat, Ihnen, lieber Herr Pelzer, die Ehrenmedaille der Stadt Jülich zu verleihen. Als Bürgermeister und Vertreter des Rates der Stadt Jülich freue ich mich, diese ehrenvolle Aufgabe jetzt zu erfüllen. Wir möchten Ihnen damit für Ihr jahrzehntelanges Engagement in Jülich danken. Sie haben auf verschiedenste Weise das Leben vieler Jülicherinnen und Jülicher beeinflusst.

Ich wünsche Ihnen für die kommenden Jahre Gesundheit und Freude. Und für Jülich hoffe ich, dass wir noch das ein oder andere von Ihnen hören bzw. lesen werden – natürlich „op platt“.

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