Wander-Ausstellung des Fördervereins Festung Zitadelle
Alessandro Pasqualini zu Gast im Jülicher Brückenkopf
Von Redaktion [17.09.2006, 19.33 Uhr]
Ausstellungsinszenierung im Museum Zitadelle: Der Arbeitstisch des Architetken Alessandro Pasqualini. |
Viele Besucher aus nah und fern lockt der Brückenkopfpark jährlich an, sie nutzen dessen Spiel- und Erholungsangebote und sehen das Napoleonische Festungsbauwerk, Jülichs historischen Brückenkopf. Doch den Weg in die Pasqualinische Altstadt Jülichs und in die Zitadelle finden sie oft nicht. „Was liegt da näher,“ freut sich Conrad Doose, der Vorsitzende des Fördervereins »Festung Zitadelle Jülich«, als mit „dessen Wanderausstellung gelegentlich ins Napoleonische Pulvermagazin zurückzukehren und über Jülichs bedeutendste Sehenswürdigkeiten zu informieren?“
Ein Festungsbaumeister, Architekt und Künstler aus dem Umkreis der römischen St.-Peter-Bauhütte in Belgien, in Deutschland und in den Niederlanden heißt die Ausstellung. Sie gibt mit 190 Fotos auf 25 Schautafeln einen umfassenden Überblick über die künstlerische Herkunft Alessandro Pasqualinis, über seine italienischen Vorbilder sowie über sein Leben und Werk in Belgien, in den Niederlanden, im Rheinland und in Westfalen. In Buren, Grave, Ijsselstein und vor allem Jülich sind Musterbeispiele seines Architekturschaffens erhalten.
Alessandro Pasqualini, unter dem Einfluss der Bauschule von St. Peter in Rom der klassischen Periode, in der Zeit Bramantes, Raffaels und Peruzzis als Dombaumeister an der Architektur der italienischen Hochrenaissance geschult, wurde am 5. Mai 1493 in Bologna geboren. Nach 1532 in den Niederlanden als Festungsbaumeister und Architekt bekannt geworden, trat er 1549 in den Dienst Herzog Wilhelms V., »der Reiche«, von Jülich, Kleve und Berg als Baumeister »von Statt und Schloss Jülich«, kurz darauf »aller herzoglichen Lande«. Damit begann Pasqualinis Tätigkeit im Rheinland und in Westfalen. 1559 starb er in Bielefeld.
Pasqualini-Platte auf dem Jülicher Marktplatz. |
Die herzogliche Hauptresidenz Jülich wurde von ihm mit unübersehbaren Bezügen zu Werken Bramantes und Raffaels geplant und in nur 35 Jahren Bauzeit als italienische Idealstadtanlage der Renaissance von seinen Söhnen Maximilian und Johann d.Ä. gebaut. Der Idealplan erfüllte alle militärisch-funktionalen, urbanen und architektonisch-ästhetischen Anforderungen im Sinne der Hochrenaissance, d.h. die im Rom des frühen 16. Jahrhunderts entwickelten Vorstellungen von vollkommener Verteidigungsfähigkeit, urbaner Erschließung und kunstvoller Architektur.
Mit der Jülicher Zitadelle wurde die in Italien in der Renaissance viel diskutierte, aber nur selten verwirklichte Bauidee des »Palazzo in fortezza«, des Fürstensitzes in der uneinnehmbaren Festung, realisiert. Sie ist die einzige ihrer Art und zugleich die älteste Zitadelle nördlich der Alpen. Die »italienische« Idealstadtanlage und die Zitadelle mit den bedeutenden Resten des Residenzschlosses und der Schlosskapelle stehen erkennbar noch heute, nach dem planvoll am historischen Vorbild orientierten Wiederaufbau Jülichs ab 1945, für den Beginn und einen Höhepunkt der italienischen Renaissance am Niederrhein, in Nordrhein-Westfalen.
Die Schlosskapelle gilt als einzigartiges kunsthistorisches Kleinod; so haben der Triumphbogen und das Mittelstützenmotiv Bramantes nur in der Chorwand und Apsis der Jülicher Schlosskapelle die Zeiten überdauert. Grund genug also, sich nach einem Besuch des Brückenkopfparks auch das „italienische“ Jülich einmal genauer anzusehen.
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