30 Jahre CCKG

Jedes Jahr Chaos in Blau und Weiß
Von Dorothée Schenk [06.02.2016, 15.45 Uhr]

Es ist 18 Uhr… noch 2 Stunden 11 Minuten, ehe sich der Vorhang hebt. So langsam füllt sich die Halle des Kulturbahnhofs in Blau und Weiß. Die Musik spielt, das Mariechen tanzt. An den Stehtischen sammelt sich kritisches Publikum mit Blick zur Bühne… Soundcheck bei der CCKG. Die prickelnde Stimmung ist schon fast mit Händen zu fühlen. 30 Jahre und kein bisschen Routine vor der Trunksitzung. Ein Blick hinter die Kulissen (bei der ersten Sitzung :-)

30 Jahre Feierfreunde - stehen auch auf der Bühne

30 Jahre Feierfreunde - stehen auch auf der Bühne

Vertieft in seine Papiere sitzt Präsident Uwe Mock in seiner Doppeleigenschaft als „Literat“ der KG. Für rund 75 Aktive – 60 davon aus den eigenen Reihen – gilt es, den Bühnenauftritt zu planen. Bei den Karnevalssitzungen mit gebuchten Programmpunkten ist der zeitliche Ablauf engmaschig geplant. Schließlich werden die Künstler in „Ringverträgen“ gebucht, das heißt, an einem Abend steht eine Vielzahl an Auftritten auf dem Stundenplan – das gilt für die CCKG nicht, hier hat man keine zeitlichen Limits, da nahezu ausschließlich eigene Kräfte das Programm bestreiten. Die Herausforderung ist eine andere, wie Uwe Mock erklärt: „Wir haben verschiedene Leute, die in mehreren Gruppen auftreten, zum Beispiel Stephan Handke: Er ist bei den Mariechen, der Garde und im Fernsehballett. Da muss halt genug Zeit zwischen sein.“

Dass dabei die Meinungen, was genügend Zeit ist, auseinandergehen, liegt wohl in der Natur der Sache. „Ach nee“, stöhnt Melanie Keil, erprobte Choreografin des Fernsehballetts. „Das macht der jedes Jahr“, grinst und meint „Literat Uwe“, der ihrer Ansicht nach zu wenig Zeit zum Umziehen einplant. Schließlich muss Gardist Handke raus aus der Uniform und rein in… das wird nicht verraten. Da müssen die acht Stammtänzerinnen und zwei flankierenden Herren mal mit Hand anlegen, damit es zügig geht. „Das ist jedes Jahr Chaos“, strahlt schulterzuckend Cornel Cremer, Geschäftsführer des Kulturbahnhofs, und Mitglied der Truppe „Butlers“.

Sicher ist nur eins: Haben Les6Kölsch1Cola das Intro gespielt, und der Dom in Köln ist besungen, muss das Radioballett „raus“, weil die „Kleinen“ anschließend nach Hause müssen. Die Nachwuchstanztruppe der CCKG, die mit Kerstin Johnen als Koordinatorin auch bei Kindersitzungen befreundeter KGs auf den Bühnen der Herzogstadt unterwegs ist, tanzt im dritten Jahr. „Ich bin so aufgeregt“, gesteht sie und hat dabei schon reichlich Bühnenerfahrung als Tänzerin des Fernsehballetts: Trotzdem: „Das ist beides gleich aufregend…“, sagt sie, und das glaubt das Gegenüber sofort. Ihr Gesicht spricht Bände.

Die Taktzahl erhöht sich… hier werden Haare geflochten und Gesichter geschminkt. Rund eine Stunde dauert es, bis aus den Musikern die karnevalistische „Les6Kölsch1Cola“-Truppe wird. Dabei hat jeder seine eigenen Wünsche und ist unterschiedlich pingelig in der künstlerischen Gesichtsgestaltung, wie hinter vorgehaltener Hand erzählt wird.

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Während sich die Halle im Kulturbahnof füllt, versammelt sich die Garde zur Vollversammlung.

Während sich die Halle im Kulturbahnof füllt, versammelt sich die Garde zur Vollversammlung.

Die Thekenmannschaft macht sich bereit, füllt die Kühlschränke und studiert die Getränkekarten. Mit der Xmas-Coming Home-Party und der Ulk-Veranstaltung am Sonntag ist die CCKG der umsatzstärkste Abend, erklärt Jenny Lorbach, zuständig für die Gastronomie im Hause und Fels in der Brandung des Narrenschiffs. Schwieriger als die Trunksitzung ist organisatorisch der Ulk-Sonntag, verrät sie: „Die CCKG am Samstag geht bis morgens 6, halb 7 und um 14 Uhr muss wieder alles blinken.“ Deshalb versucht sie in der Küche, in der sich die Akteure in wechselnden Gruppen zum Nudelsalat-Essen treffen, Ordnung zu halten. Hier greift allerdings eindeutig das „Sisyphos-Prinzip“…

Die Ruhe weg haben die 33 Gardisten (wenn alle da sind), die sich unter dem Vorsitz ihres Hauptmannes Hacky zur Vollversammlung im Mehrzweckraum treffen. Die ersten Kölsch machen die Runde, die Stimmung steigt, und der ehemalige Bauer Mucki wird mit einjähriger Wirkung zum Vize bestimmt, da Felix Windels familiär bedingt eine „Runde aussetzt“.

Letzte Anweisungen für den Mann am Mischpult, Extra-Wünsche bei den CD-Einspielungen der Tänzerinnen und Tänzer. Für Eike Hillenkötter ist es seine erste Session. Er löst Martin Bachner ab, der privatisiert hat.

Der Zeiger tickt… 20.11 Uhr – Kalik „bring se rein“. Der Zeremonienmeister mit dem großen Totenkopf-Zepter tanzt die Mannschaft auf die Bühne. Hinter der Bühne: Caddy, der Bühnenbutler, der 2017 sein zehnjähriges Dienstjubiläum feiern kann. Er zapft schon mal an, denn jetzt muss alles zügig gehen. Beschwingt dreht er das mit Kölschflöten gefüllte Rondell und steht parat, denn wenn das Bühnenprogramm läuft, haben die Musiker und Präsidenten Pause und machen Platz. Während vor der Bühne der Bär tobt, ist der kahle Seitenraum der Bühne ein wahres Refugium – bis der Kopf von Präsident Axel Fuchs durch die Seitentür kommt… „Orden, ich brauch drei Orden.“ Schlagzeuger Olaf Röder greift an den Garderobenständer, wo in Reih und Glied die Orden hängen. „Das sind ungefähr drei“, spricht`s und drückt dem Präsidenten das Begehrte in die Hand.

„Backstage“ dümpelt der Abend vor sich hin. Gerade die Junggardisten, deren Auftritt erst kurz vor dem Finale vorgesehen ist, merken, dass bei der Trunksitzung mitmachen heißt, viel Stehvermögen zu haben. Obwohl auch hier der Unterhaltungswert bühnenreif ist, wenn Pflaumen Flücken in die Seiten greift, spontane Verse reimt, und jemand ruft, das Publikum draußen solle doch leiser sein, man könne ja gar nix verstehen. CCKG – das ist 30 Jahre spontane Improvisation, Chaos und Karneval vor und hinter der Bühne…

Die Uhr tickt: Noch 477 Minuten und es heißt wieder: „La-la-lalalalalalalalala…“


Blick nach hinten

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10. und letzter Blick nach hinten

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