Tag des offenen Denkmals
Überraschungen im Innenhof
Von Dorothée Schenk [10.09.2014, 06.31 Uhr]
Spektakulärer Überblick: Vom Dach des Gymnasiums lassen sich das Badehaus und das Hofpflaster gut erkennen. |
Immer wieder kommen Neugierige mit Fotoapparat, knipsen und staunen in die Baugrube: Im Innenhof der Jülicher Zitadelle legen seit dem Frühjahr Fachleute mit viel Hand- und Kleinbaggerarbeit Geschichts-Schichten der größten Festung nördlich der Alpen frei. Schließlich waren die Tordurchfahrten des 16. Jahrhunderts nicht für schweres Baugerät ausgelegt. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, gibt es die passenden Informationen während der Führungen, die zwischen 11 und 18 Uhr angeboten werden.
Als „Wundertüte“ entpuppten sich die Grabungen, bei dem der Kölner Archäologe Thomas Ibeling und der Historiker Guido von Büren vom Museum Zitadelle die Projektleitung haben: Kein Hinweis auf die „Fundstücke“ war auf den historischen Plänen zu erkennen. Zum Vorschein kamen jetzt nicht nur ein wunderbares Pflaster aus Rurkieseln und Grauwackern, sondern auch ein Badehaus, dass sich Offiziere im 19. Jahrhundert errichten ließen. Außerdem dringen die Forscher in Tiefen vor, die jahrhundertelang kein Mensch gesehen hat: Bis ins Hochmittelalter, also in die Zeit vor dem Bau der gigantischen Festung mit einem Umfang von etwa 1200 Metern, führen die „Schnitte“.
Grund für die Bodenarbeiten waren zunächst ganz profaner Natur: Wasser sickert in Schlosskeller, der dem Museum Zitadelle als Ausstellungs- und Präsentationsfläche dient. „Die Feuchtigkeit ist substanzschädigend, ständig werden Salze ausgeschwemmt“, berichtet von Büren vom Status quo.
Auf den Schautafeln finden Interessierte Details zu den Ausgrabungen. |
Ursache hierfür ist die Architektur Pasqualinis: Das vierflüglige Renaissance-Schloss hat große Dachflächen. Bei Regen fließt das Wasser in den Innenhof… und dann? Der Baumeister des 16. Jahrhunderts hatte ebenfalls dieses Problem erkannt, wie bei den Ausgrabungen zu Tage kam. Guido von Büren erläutert: „Der Hof war so angelegt, dass er leicht zur Mitte hin absinkt. Das Wasser floss über einen Kanal in Zisternen im Schlosskeller. Waren diese gefüllt, leitet ein Überlauf das Wasser in den Zitadellengraben ab.“ Diese Drainage ist aber nicht mehr funktionstüchtig – im Gegenteil: Das Verhältnis hatte sich umgekehrt: Durch den Schutt der Jahrhunderte und vor allem des zweiten Weltkriegs war die höchste Erhebung des Innenhofes die Mitte, von der aus das Wasser mit schöner Regelmäßigkeit den Schlossmauern zugeleitet wurde.
Warum wurde das Problem nicht früher angegangen? Vier Winterlinden standen über 120 Jahre im Innenhof, die als unantastbar galten. Im Februar ereilte sie nun die Säge: Unrettbar waren die Bäume mit Pilzen befallen und stellten ein Sicherheitsrisiko dar. Damit war der Weg für die Grabungen frei. Noch rund ein Jahr, so mutmaßt Guido von Büren, werden die Arbeiten dauern, da immer nur in den Ferien gegraben werden kann. Der Innenhof wird von den Klassenräumen und Fluren des Gymnasiums Zitadelle umschlossen.
Näheres auf www.juelich.de/denkmaltag
Lesen Sie mehr zur Eröffnung des Infozentrums Via Belgica am Denkmaltages
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