Inge Duwe und Peter J. Reichard verlassen das Gymnasium Zitadelle

Jülich: Vom PJ Appendix und der Zitadelle Frikadelle
Von Dorothée Schenk [20.06.2007, 14.31 Uhr]

Gehen in den Ruhestand: Inge Duwe und Peter J. Reichard.

Gehen in den Ruhestand: Inge Duwe und Peter J. Reichard.

„Keine Reden“, dass hatte sich Peter J. Reichard zum Abschied gewünscht. So ganz „ohne“ ging es für den scheidenden Direktor des Gymnasiums Zitadelle und die „singende“ Inge Duwe dann doch nicht ab. Die „Offiziellen“ vom Schulträger über die Gremienvertreter würdigten den Menschen Reichard durchaus kritisch aber lobend. Ein bestens geordnetes Haus bescheinigte Wolfgang Gunia als stellvertretender Bürgermeister und Ex-Zitadellen-Lehrer dem Rektor, dessen Nachfolge eine schöne Aufgabe sei. Die Gradlinigkeit lobte Schulpflegschaftsvorsitzende Stephanie Wiederholt, und dankte für die rheinisch-köllsche Art des kleinen Dienstweges auf dem manches gelöst worden sei. Er habe sicher nicht alles so gemacht, wie sie es für richtig halte, aber sei immer ans gesteckte Ziel gekommen.

Wie es Toni Mühlfahrt als Vorsitzender des Fördervereins ausdrückte: „Der Stadtrat hat vor 16 Jahren ohne Not und Zwang sich einen sehr schwierigen Mann gewählt – man soll sich heute nicht beschweren.“ Er habe, was man bei Politikern oft vermisse: Format, Ecken und Kanten und gehe keinem Streit aus dem Wege. Die Reue und Einsicht gegenüber seinen Fehlern hätte er schließlich in den Schulnachrichten 99 erkennbar formuliert. Außerdem hieß er schmunzelnd beide Pensionäre willkommen: „Irgendwann ist es jeder: Ein Ehemaliger. Aber er wird aufgefangen im Verein der Freunde und Förderer.“

Klar im Vordergrund stand aber eine flotte Schulshow mit Tanzvorführungen vom gekonnt-erotischen Tango zu Zweit bis zum flotten Jazztanz der Gruppe, konzertanter, folkloristischer und poppiger Musik und natürlich reichlich persönliche kabaratteske Einlage – gewürzt mit Seitenhieben und liebevollen Neckereien.

Wie unmittelbar auch die Schüler den Abschied nahmen, zeigte die Abiturientia 2007. Als Sprecher dankte Dominik Klaes sehr persönlich für die Unterstützung während seiner langen Krankheit durch Peter J. Reichard und überreichte stellvertretend für die Stufenkameraden als Abschiedgeschenk die DVD vom Festakt der Zeugnisübergabe am Freitag,15. Juni, die Abiturzeitung sowie ein Entlass-Zeugnis für ihren Schulleiter. Der trug’s mit Schmunzeln und Fassung. Was drin stand, verriet Peter J. Reichard aber nicht. Dafür trat sein Sohn Olaf ans Mikrophon und erinnerte an die Ankündigung seines Vaters am Gymnasium: „Neue Besen kehren gut“, habe es geheißen und er müsse sagen: „Mein Vater hat gutes geleistet und ordentlich gekehrt!“

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Lehrerrat verabschiedete Schlossherr Peter, der Reichard, nebst todchicker Dame Duwe.

Lehrerrat verabschiedete Schlossherr Peter, der Reichard, nebst todchicker Dame Duwe.

Der Lehrerrat hatte mit Mariele Egberts, Evita Brehm, Franz-Josef Werner, Josef Eigelshoven und Willi Markewitsch eine „Sonderaustellung“ vorbereitet. Museal betrachtet saß das Verabschiedungs-Paar auf der Bühne und ließ sich als Schlossherrn Peter, der Reichard, nebst todchicker Dame Duwe, die mit „wippenden Löckchen und wippen Röckchen“ sowie originellen Unterrichtsmethoden ihre geschichtlichen Spuren hinließen. Da wurde von der Umbenennung des Erweiterungsbaues am Propst-Bechte-Platz in PJ-Apendix schwadroniert und vom unvergessenen Karnevalshit „Zitadelle Frikadelle“. Schwer auf die Schippe genommen wurde Reichards Leidenschaft für alles technische und die modernen Kommunikationsmittel – „Vergesst Gespräche!“ Da gäbe es Mails – mit definierten Gruppen, mit Priorität, mit Bitte um Rückantwort… Außerdem die bahnbrechende Erfindung des „Ordner interna“, „indem man alles ablegen kann, was man nie wieder ansehen will“. Außerdem hab er jeden Schlüssel gekannt – mit Namen und Codierung.

Herrlich grotesk auch die Adaption von Brentanos „Die Spinnerin“, die zur Näherin mutierte, und dem Goethe’schen „Erlkönig“, der zur Ballade „Der Schlossherr, oder die Geburt einer Legende“ wurde. Hierum hatte sich Deutschlehrer Ernst Fettweis verdient gemacht. Die Leidenschaften des „Kraftwerks der guten Laune und positiven Energie“, wie Pedro Obiera Inge Duwe liebevoll titulierte, wurden wunderbar beim „Lehrerinnen-Blues“ von den Kolleginnen auf die Schippe genommen: Bestrickend, wenn das Radl vorbeifuhr und vier Lehrer in Badekappe, Bademantel und FlipFlops Schwimmbewegungen simulierend die Bühne passierten. Zum Abschlusstanz reichte die flotte Pensionärin Musiklehrer Obiera die Hand.

Natürlich konnte sie sich nicht ohne das von ihr etablierte „Singen mit Inge“ verabschieden, in dem sie auf „These were the Days my friend“ ihre persönliche Schulgeschichte dichtete, vom dem pubertären Start in einer männlich dominierten Schule bis zum Gerüst ums PZ mit dem Hinweis „bedenke, dass Du klapprig bist“ und dem Fazit: 41 Jahre sind genug. Peter J. Reichard, den es nun in den Süden zieht, verabschiedete sich aus „Toblerone City“ mit einem süßen Gruß an alle Akteure und einem schlichten Dank für „eine wunderschöne letzte Seite“ im Buch der 16 Jahre Schulleiter Zitadelle.

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