Laudatio für Familie Berchem
Von Dr. Rüdiger Urban [06.02.2017, 21.55 Uhr]

Jeder, der aufmerksam durch unsere Innenstadt zu gehen pflegt, ist im Spätherbst des Jahres 2015 hier einmal stehen geblieben. (Bild vom renovierten Haus Berchem) Stück für Stück fiel die Baustellenverkleidung um dieses Haus in der Kölnstraße 14 und wie bei Christo erblickten viele Betrachter erstmalig in diesem Moment mit Bewusstsein das, was sie im Grunde schon immer hätten sehen können. Ein dreigeschossiges Haus mit einer wunderbar gestalteten Fassade - nun allerdings aufwendig renoviert. Vor allem das neu gestaltete Erdgeschoss - ein echtes Aha-Erlebnis!

Sehr geehrte Frau Berchem-Reichel, sehr geehrte Frau Berchem-Fricke! Sie und Ihre Familie haben Dank Ihres stilsicheren Architektur- und Formenverständnisses mit dieser Renovierung unserer historisch geprägten Altstadt ein wahres Schmuckstück geschenkt.

Sie, Frau Berchem-Reichel, haben mir in unserem Vorgespräch fast entrüstet berichtet, da hätte es doch Stimmen von interessierten Geschäftsleuten gegeben, die sich im Erdgeschoss eine durchgehende, sich um die Ecke ziehende verglaste Schaufensterfront gewünscht hätten. Diesen Mietinteressenten hätten Sie empört die Tür gewiesen - Gott sei Dank muss man sagen! Sie sind standhaft und bei Ihrem Konzept geblieben.

Doch, meine Damen und Herren, wieso kann uns dieses Gebäude so gefallen, warum spricht es uns dermaßen an? Könnte es sein, dass wir erkennen, dass es sich wohltuend von den monotonen Glasschaufensterfronten abhebt? Dass es Charakter und Individualität zeigt? Dass es Jülich insgesamt wohl tun würde, mehr von derartigen gelungenen Fronten eines Geschäftshauses zu besitzen? Das Potential ist vorhanden. Die Obergeschosse zahlreicher Geschäfte sind vergleichbar mit dem, was wir hier in der ersten und zweiten Etage sehen. Nur im Erdgeschoss, da hat der Vermieter eben häufig dem Drängen des potentiellen Mieters nach einer großen Glasfront nicht widerstehen können.

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Preisübergabe an Mutter und Tochter Berchem, mit Laudator Dr. Rüdiger Urban (M), Vorsitzender des Fördervereins Festung Zitadelle Jülich, und Stadtmarketing-Vereinsvorsitzendem Wolfgang Hommel.

Preisübergabe an Mutter und Tochter Berchem, mit Laudator Dr. Rüdiger Urban (M), Vorsitzender des Fördervereins Festung Zitadelle Jülich, und Stadtmarketing-Vereinsvorsitzendem Wolfgang Hommel.

Die Fassade dieses Hauses in der Kölnstraße 14 ist authentisch. Authentisch, das sind in Jülich eben nicht die gesichtslosen, großstädtischen, voll verglasten Schaufensterfronten. Authentisch - das sind vielmehr der Größe unseres Ortes adäquat gestaltete Erdgeschossfassaden. Die, die etwas von dem Genius loci vermitteln, dem Genius loci dieser geschichtsträchtigen, auf dem Grundriss einer Idealstadtanlage der Renaissance nach dem Krieg in einem für sie prägenden Stil wieder aufgebauten Stadt.

Als einer alt eingesessenen Jülicher Familie ist Ihnen, sehr geehrte Familie Berchem, dieser Genius loci vertraut. Die Adler-Apotheke wurde wahrscheinlich 1619 in Jülich gegründet - so kann man es nachlesen. Seit 1894 stand Ihre Familie für 120 Jahre in vier Generationen mit Ihrem Namen für die Adler-Apotheke (Bild von der Apotheke vor dem Krieg). Wer so mit seiner Heimatstadt verwurzelt ist, der weiß, was diesem Orte angemessen ist, was ihm gut tut, was ihn auch in der Konkurrenz zu anderen Orten weiterbringt.

Sie, sehr geehrte Familie Berchem, haben mit der stilsicheren Renovierung Ihres Hauses, der ehemaligen Adler-Apotheke, zur Steigerung der Attraktivität Jülichs als Wohn- und Einkaufsstadt sowie als touristischem Ziel beigetragen. Es wäre schön und gewinnbringend für unsere Stadt, wenn Ihr Beispiel bei Vermietern und Geschäftsleuten in Jülich Schule machen würde.

So freue ich mich, Ihnen, sehr geehrte Frau Berchem-Reichel, und Ihnen, sehr geehrte Frau Berchem-Fricke, diesen ersten Stadtmarketing-Preis überreichen zu dürfen. Den ganz herzlichen Glückwunsch des gesamten Vereins Stadtmarketing Jülich!

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