Rede zur Eröffnung: Rudolf Vaasen, Werke 1995-2005
Von Georg Loven
![]() Laudator Georg Loven steht hinter seinem Freund Rudolf Vaasen. |
Liebe Gäste,
lieber Rudolf,
ich freue mich, dass ich heute die Gelegenheit habe, ihnen einen Künstler vorstellen zu dürfen, den ich nicht nur wegen seiner Kunst, sondern auch persönlich sehr schätze.
Oft standen Rudolf Vaasen und ich in meiner Galerie und philosophierten über Gott und die Kunst. Rudolf Vaasen ist ein sehr kunstbeflissener, offener, religiöser Mensch, für den Kunst mit Schöpfung, Gott- und Selbsterfahrung zu tun hat. Vor allem aber: er wünscht sich, dass man sich mit seiner Kunst auseinandersetzt, sich auf sie einlässt und sich über sie austauscht.
Und die Werke, die sie hier sehen, eine Auswahl aus den Jahre 1995 bis 2005, ruft ja auch geradezu dazu auf, über sie zu diskutieren.
Warum?
Wenn Sie sich hier umschauen, werden Sie schnell feststellen, dass die Werke die sie hier sehen, nicht gegenständlich oder figurativ sind, sondern sehr ausdrucksstark.
Die Linien, Formen, Farben und Materialien wie Öl, Acryl, Pigmente und Bitumen erzeugen eine besondere Anziehung zwischen Bild und Betrachter. Die Werke von Rudolf Vaasen laden ein, vor ihnen zu verweilen und sich ihnen auszusetzen. Man möchte sie ergründen.
Denn es sind keine Landschaften oder Stilleben. Rudolf Vaasens Werke können nicht schnell entdeckt oder enttarnt werden. Vielmehr bleiben sie offen für den Betrachter und für persönliche Emotionen und Gedanken. –
Jeder muss seinen eigenen Weg ins Bild finden und auch wieder heraus.
So entsteht ein intensives Erfahren von Kunst.
Die Bilder bergen, wenn sie so wollen, ein Geheimnis, dass jeder Betrachter individuell entdecken kann.
Sie fordern den Betrachter auf, das Geheimnisvolle zu suchen. Und das ist das Besondere an den Werken von Rudolf Vaasen: Die Spannung zwischen Werk und Betrachter bleibt, sie nimmt nicht ab – im Gegenteil: mit der Zeit entdeckt man immer mehr in seinen Kompositionen, immer wieder Neues - aber man erkennt oder enttarnt sie nie ganz.
Er selbst sagte mir einmal: “Meine Bilder müssen immer ein Geheimnis in sich bergen.” Wie die seines großen Vorbildes Emil Schumacher, den er auch persönlich kennenlernen durfte und der ihn beeinflusst hat.
Das ist ja das Faszinierende an der guten Kunst überhaupt – dass sie uns immer wieder auf’s neue anspricht, fordert und inspiriert. Und somit können Kunstwerke wie diese hier das Leben begleiten und bereichern.
Erlauben sie mir, an dieser Stelle einen einfachen Vorschlag zu machen:
Wenn sie sich mit einem guten Glas Wein vor eines dieser Bilder von Rudolf Vaasen setzen und sich auf sie einlassen, werden sie gepackt von der Spannung aus Farben und Formen, die ihre Emotionen und Gedanken anregt und sie zu einer Entdeckungsreise einlädt.
Und so verbringen sie vor einem Werk von Rudolf Vaasen wahrscheinlich einen ausgefüllteren Abend als vor dem Fernseher mit Thomas Gottschalk bei Wetten Dass.
Das von den Bildern so viel Spannung und Geheimnis ausgeht, liegt auch an ihrem oft langen Entstehungsprozess. Bevor ein solches Kunstwerk vollendet ist, muss Rudolf Vaasen, wie er selber sagt, einen “positiven Kampf” mit Farben und Materialien eingehen und sich leiten lassen von seiner Inspiration. Oft wird ein Entwurf verworfen, an die Seite gestellt und erst nach einiger Zeit wieder bearbeitet.
Er selbst sagt dazu: “Malerei bedeutet für mich die gleichzeitige Auseinandersetzung mit Material, Gefühl und Verstand, die ich in meine Bildordnung übertrage.”
Aber glauben sie mir: dies ist ein Geduldskampf. Denn Rudolf Vaasen gibt seinen Bildern die geheimnisvolle Spannung, indem er einen besonderen Mut zu schwierigen Materialien zeigt, vor denen andere Künstler oft zurückschrecken.
Zum Beispiel die Verarbeitung von Farbpigmenten, die seinen Bildern einen starken Ausdruck und Lebendigkeit geben. Sie sind sehr schwer auf die Leinwand zu binden, sind nicht korrigierbar und auch widerspenstig. Die Farben und Materialien werden nicht nur mit Pinsel und Spachtel aufgetragen, sondern Rudolf Vaasen gestaltet oft mit seinen Händen – ja man kann sagen, dass er mit großem körperlichen Einsatz mit ihnen arbeitet.
Die so entstehenden Kontraste werden trotzdem in der Gesamtkomposition eingebunden – oder ergeben, wenn sie so wollen, den Spannungsbogen. Nur so kann die Idee erreicht werden, kein statisches, sondern ein lebendiges, ausdrucksstarkes Bild zu schaffen. Das erinnert an die Schöpfung: hell und dunkel, hart und weich, auch an Wasser und Feuer, Erde und Luft, Leben und Vergänglichkeit - ein ständiger spannender Kontrast, der nicht aufhört.
Ich möchte Sie jetzt herzlich dazu einladen, sich dieser Spannung von Rudolf Vaasens Bildern auszusetzen.
Lieber Rudolf, noch einmal herzlichen Glückwunsch zu dieser gelungenen Ausstellung und ich hoffe, dass wir uns noch über viele spannende Bilder von dir austauschen werden!
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