Auszug aus Horst Dinstühlers: Die Straßen der Stadt Jülich und ihrerer Ortsteile

„Weilbliche" Straßen
Von Redaktion

Nur 22 von 509 Straßennamen im Jülicher Stadtgebiet haben mit Frauenleben zu tun oder tragen den Namen von Frauenpersönlichkeiten im Titel. Das stellte die Gleichstellungsstelle der Stadt Jülich fest nach Lektüre von Horst Dinstühlers Publikation im November mit dem Titel: Die Straßen der Stadt Jülich und ihrer Ortsteile. Hier einige Beispiele aus der oben genannten Publikation.

Adelgundisstraße, Koslar, seit 1971 => benennt die Pfarrpatronin: Die hl. Adelgunde war die erste Ätissin des Klosters Maubeuge in Belgien, sie starb am 30. Januar 695 oder 700.

Agathenstraße, Mersch, seit 1972 => Namenspatronin der Pfarre St. Agathe

Anneberg, Bourheim, seit 1972 => der Volksmund hat sich hier durchgesetzt: eine ortsbekannte Geschäftsfrau mit Namen Anne hatte in dieser Straße ihre Wohnung

Amalienstraße, Kernstadt, seit 2004

Barbarastraße, Kernstadt, seit 1964 => nach der hl. Barbara als Patronin der Artilleristen, Architekten, der Türme und Festungen

Bertastraße, Kernstradt, seit 1961 => Berta Kuckertz, geb. Lange (1850-1928) war die Frau des Besitzers der Ringofenziegelei am Kaisergässchen, Edmund Kuckertz, der 1935 die drei Doppelhäuser der damals schon so genannten Bertasiedlung hatte errichten lassen.

Cäcilienstraße, Koslar, seit 1972 => nach der Patronin der Sänger St. Cäcilia

Christinastraße, Kernstadt, seit 1964 => nach der seligen Christina von Stommeln (1242-1312), deren Reliquien vermutlich seit 1586 in der Propsteikirche aufbewahrt werden.

Christine-Reuter-Weg, Daubenrath, seit 1997 => Christine Abrodat (1919-1989) in Daubenrath nach ihrem Geburtsnamen aber immer noch Reuters Christinchen genannt, „hat nach dem Tode den Daiubenrathern einen großen Betrag sowie Grundstücke vererbt. Schon zu Lebzeiten hat Frau Abrodat sich stets für die Daubenrather und speziell für die Kinder eingesetzt.“

Eleonorenstraße, Kernstadt, seit 1973 => Der Name erinnert an eine der vier Jülicher Stadtbastionen. Eleonore verweist vermutlich auf die Schwester des Herzogs Johann Wilhelm (Jan Wellem), Eleonore Magdalena Theresia (1655-1720), die Ehefrau Kaiser Leopolds I.

Elisabethstraße, Kernstadt, seit 1964 => zur Erinnerung an den Orden der Elisabethanerinnen, die seit Jahrhundert in Jülich tätig waren.

Herzogin-Jakobe-Straße, Kernstadt, seit 1936 => Jakobe von Baden (1558-1597) war seit 1585 verheiratet mit Johann Wilhelm, Herzog von Jülich-Kleve-Berg. 1597 wurde sie vermutlich ermordet.

Justinastraße, Güsten, seit 1965 => Der Ortsnamen Güsten leitet sich aus Justina ab. Die Güstener Kirche St. Justina, 846 durch Kaiser Lothar I, an einen Laien vergeben, wurde 871 durch Ludwig den Deutschen dem Kloster Prüm übertragen. Letztlich ungeklärt ist, ob der Ortsname auf das Kirchenpatrozinium zurückgeht, oder, umgekehrt, dieses sich von jenem ableitete.

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Katharinenweg, Selgersdorf, seit 1960 => Die St. Katharina-Bruderschaft und der Katharinenaltar in der Selgersdorfer Pfarrkirche erinnern an die Heilige, die mit einem zerbrochenen Rad abgebildet wird. Die Schützen empfahlen sich ihrem Schutz, damit beim Spannen der Sehne kein Unglück geschehe.

Lise-Meitner-Straße, Stetternich, seit 1972 => Lise Meitner (1878-1968), österreichische Kernphyikerin, entdeckte gemeinsam mit Otto Hahn einige radioaktive Isotope der natürlichen Zerfallsreihen.

Luise Kückhoven-Straße, Welldorf, seit 1997 => Maria Luise Kückhoven (1857-1931) stellte 1923 ihr Vermögen für die Errichtung einer Stiftung zur Verfügung. Unter der Bezeichnung Marienkloster richtete der Orden der Cellitinnen aus Niederau in ihrem Elternhaus eine „Verwahrschule“, eine Nähstbe und eine Krankenpflegestation ein. Im Jahr 1932 erfolgte eine Erweiterung zur Einrichtung eines Altenheims. Die Stiftung der M.L.Kückhoven bildet heute noch die Grundlage für die Sozaleinrichtungen in Welldorf

Margaretenstraße, Kernstadt, seit 1960 => Der Name bezieht sich – nach Heinrich Spelthahn – auf die Ehefrau des Kaisers Ludwig der Bayer, deren Schwester Johanna von Gennehau mit dem ersten Jülcher Herzog Wilhelm I. verheiratet war. Horst Dinstühler vermutet den Ursprung in Margarete von Ravensberg (+1989) als Namensstifterin, die Gerhard VI. Graf von Berg und Ravensberg ehelichte, den ältesten Sohn Wilhelms I. Diese Margarete war zudem Großmutter Herzog Adolfs von Jülich und Berg.

Maire-Juchacz-Weg, Kernstadt, seit 1980 => Marie Juchacz, geb. Gohlke (1879-1956), Gründerin der Arbeiterwohlfahrt (1920). Von 1920 bis zur NS-Machtergreifung Mitglied des Reichstages für die SPD; die erste Frau, die in einem deutschen Parlament das Wort ergriff.


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