Jahresbilanz Forschungszentrum Teil 2
Von Redaktion

Jülich verfügt mit JUGENE momentan über den schnellsten europäischen Supercomputer und stellt diesen der wissenschaftlichen Community zur Verfügung. Um Europa künftig einen unabhängigen Zugang zu der Schlüsseltechnologie Supercomputing zu sichern, arbeitet Jülich mit führenden Unternehmen wie Bull und Intel zusammen; im JUROPA-Projekt wird eine neue Hardware für das Supercomputing entwickelt und integriert. Aber nicht nur im Supercomputing ist das Forschungszentrum in europäischen Großprojekten gestaltend aktiv. In der Umweltforschung ist Jülich Koordinator eines weiteren europäischen ESFRI-Projektes, der Klimainitiative IAGOS-ERI. In deren Rahmen werden Jülicher Wissenschaftler mit 15 europäischen Partnern aus Forschung und Industrie, unter anderem Lufthansa, Airbus und British Airways, eine globale Beobachtungsplattform zur Erforschung der Erdatmosphäre errichten. Dazu werden spezielle Sensoren zur Messung von Spurengasen, Aerosolen und Wolkentröpfchen permanent an Bord von Passagierflugzeugen installiert. Hiermit sollen globale Daten zum Ozon- und Wasserdampfhaushalt in der Atmosphäre gesammelt werden. Die Forscher erwarten dadurch erhebliche Verbesserungen in der Genauigkeit von Klimaprognosen und neue Erkenntnisse über die fortschreitende Globalisierung der Luftverschmutzung.

Die Jülicher Umweltforscher sind jedoch auch über den europäischen Raum hinaus vernetzt. So mündete die Zusammenarbeit mit Pekinger Wissenschaftlern in den Maßnahmen, die die chinesische Führung bei den Olympischen Spielen zur Verbesserung der Luftqualität verordnete. „Aber auch zuhause sind wir aktiv. Beispielsweise gelang es uns, mit dem Einsatz des Forschungszeppelins NT über Süddeutschland wichtige Erkenntnisse darüber zu gewinnen, was in der untersten Schicht der Atmosphäre geschieht“, sagte Bachem zu der auch in den Medien vielbeachteten Messkampagne.

Die drängenden Probleme der Umweltforschung wie Klimawandel und Treibhauseffekt sind untrennbar mit den Fragen einer zukünftigen nachhaltigen Energieversorgung verbunden. Lösungen möchte eine neue europäische Initiative, die European Energy Research Alliance EERA, liefern. Das Forschungszentrum ist Gründungsmitglied und vertritt in dieser Initiative die Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren, der Jülich angehört. EERA hat zum Ziel, den Herausforderungen von Versorgungssicherheit, Klimawandel und globalem Wettbewerb in der Energieforschung zu begegnen. Bachem sagte zu den Zielen von EERA: „Wir wollen Forschungsinitiativen bündeln, um die Entwicklung neuer Energietechnologien zu beschleunigen.“ Beteiligt sind Forschungsorganisationen aus Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Portugal und Spanien.

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Bei anderen internationalen Großprojekten wie dem europäischen Fusionsexperiment ITER in Frankreich oder der sich in Darmstadt im Bau befindlichen Facility for Antiproton and Ion Research FAIR bringt Jülich seine speziellen Kompetenzen als Partner ein und steuert zu FAIR zentrale Experimente wie den Hochenergiespeicherring HESR oder das Experiment PANDA bei. Für ITER und die europäische Fusionsforschung betreibt Jülich den ersten europäischen Supercomputer und unterstützt die Wissenschaftler bei den benötigen Simulationen.

„Europäische und weltweite Kooperationen mit den besten Partnern sind ein wichtiger Baustein unserer Strategie. Der Anspruch Jülichs muss es deshalb auch sein, sich mit den Besten weltweit zu vergleichen und zu messen“, erklärte Bachem auf der Jahrespressekonferenz. „Für uns ist aber allein Internationalität kein Kriterium. Hier können wir als Maßstab nur die wissenschaftliche Exzellenz gelten lassen, und da werden wir glücklicherweise auch in Deutschland und Nordrhein-Westfalen, sozusagen vor unserer Haustür, fündig.“

Da Nähe zählt und Kooperationen vereinfacht, profitiert das Jülich von der enormen Dichte und Qualität der Forschungslandschaft in NRW. Diese Wissenschaftslandschaft gemeinsam optimal zu nutzen und weiter zu entwickeln, ist ein weiteres wichtiges Ziel des Forschungszentrums. Erfolge gibt es auch hier in 2008 zu berichten. So bündelt Jülich in der Initiative NRW-FAIR mit den umliegenden Hochschulen die Kompetenzen der nordrhein-westfälischen Elementarteilchenforscher für das erwähnte FAIR-Projekt.

Gemeinsam mit Bonner und Kölner Partnern von Hochschulen und Max-Planck-Gesellschaft ist es im nationalen Wettbewerb gelungen, das von der Bundesregierung neu initiierte „Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen“ nach Bonn zu holen. „Das DZNE ist eine wichtige und richtige Initiative unserer Bundesministerin, Dr. Annette Schavan. Dass das Zentrum nach Bonn kommt, ist ein großer Erfolg für alle Partner und für Nordrhein-Westfalen.“

Jülich wird die Entscheidung für das DZNE zum Anlass nehmen, in seinem Gesundheitsbereich, in optimaler Ergänzung zum DZNE, einen stärkeren Fokus auf die Verbindung von Biologie, Physik, Chemie und Medizin zu legen. Ziel ist die Erforschung und Entwicklung innovativer Schlüsseltechnologien für die Medizin, insbesondere im Zusammenhang mit Diagnose und Therapie im Bereich neurodegenerativer Erkrankungen. Beispielhaft hierfür ist das völlig neuartige medizinische Diagnosegerät, das 9,4 Tesla MR-PET, das Jülich in Zusammenarbeit mit Siemens und Unterstützung des BMBF entwickelt.

Die Hochschulen sind für Jülich ein wichtiger Partner. Um die jeweiligen Stärken des anderen noch besser für die Forschung nutzen zu können, wird Jülich in Zukunft noch mehr Wert auf strategische Partnerschaften legen und wenn nötig und sinnvoll, neue Strukturen entwickeln.

Mit der Universität Bonn wurde so ein weitreichender Kooperationsvertrag mit Schwerpunkten in Umweltforschung, Medizin und Simulationswissenschaften geschlossen.

Mit der Gründung von JARA, der Jülich Aachen Research Alliance, haben die RWTH Aachen und das Forschungszentrum neue Impulse in einem sich verändernden Wissenschaftssystem gegeben. „JARA ist eine enorm spannende Idee“, sagte Bachem. „Wir möchten noch enger mit der RWTH Aachen zusammengehen und werden künftig gemeinsam über Forschungsziele und auch Ressourcen in ausgewählten Bereichen entscheiden.“ Alle vertraglichen Grundlagen wurden hierfür mittlerweile geschaffen. In den vier bislang gegründeten Sektionen in den Bereichen Gesundheit, Energie, Informationstechnologie und Simulationswissenschaften bringen Universität und Großforschungseinrichtung ihre jeweiligen Stärken in die gemeinsame Sache ein.

Mit JARA werden RWTH und Jülich auch in Europa gemeinsam agieren. So wird sich die Sektion Energie im Rahmen des European Institute of Technology (EIT) in einem gemeinsamen Antrag um eine der Knowlegde and Innovation Communities (KIC) bewerben, um so die europäische Energieforschung mit zu prägen.

„Jülich sieht der Zukunft optimistisch entgegen“, fasste Bachem seine Jahresbilanz zusammen. „Wir werden auch weiterhin die spezifischen Jülicher Stärken – Kontinuität in der Bearbeitung langfristiger, gesellschaftlich relevanter Fragestellungen und die Durchführung und Koordination von Großprojekten – national und international einbringen und somit zur Lösung der Herausforderungen unserer Zukunft beitragen.“


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