Das Wohnhaus Schirmer am Markt

Ein historischer Irrtum wird korrigiert
Von Dorothée Schenk

Diese Zeichnung vom Wohnhaus der Familie am Markt fertigte Johann Wilhelm Schirmer als Jugendlicher. Vermutlich zeichnete er es vom ersten Stockwerk des Jülicher Rathauses aus.

Diese Zeichnung vom Wohnhaus der Familie am Markt fertigte Johann Wilhelm Schirmer als Jugendlicher. Vermutlich zeichnete er es vom ersten Stockwerk des Jülicher Rathauses aus.

Zum 50. Todestag des Landschaftsmalers beschlossen die Jülicher 1923 dem berühmten Sohn der Stadt ein Denkmal zu setzen. Also wurde am Markt 3, das heute eine Bankfiliale beherbergt, eine Gedenktafel angebracht in dem Glauben, hier sei Schirmer geboren und aufgewachsen. Im 2. Weltkrieg ging die Plakette verloren, kam aber auf Initiative des Geschichtsvereins zum 100. Todestag des Malers 1963 wieder an ihren “angestammten “ Platz. Dieser historische Irrtum wird noch vor der Ausstellungseröffnung zu Schirmers “Natur im Blick “, korrigiert.

Intensives Quellstudium zur Vorbereitung der Bilderschau im Pulvermagazin brachte das Museumsteam über die Lebenserinnerungen Schirmers zu den französischen Einwohnerverzeichnissen. Beide belegen, dass Johann Wilhelm Schirmer in der Alten Landskron, heute “Hotel Alte Post “, geboren wurde. Die “Landskron “ war ein Adelshof an der Ecke Kartäuser-/Baierstraße, der Anfang des 19. Jahrhunderts im Besitz der reformierten evangelischen Gemeinde war. Dieser Gemeinde gehörten die Schirmers an und waren 1799 Mieter im Hause Landskron. Das gilt auch noch für 1807, als Sohn “Wilhelmchen “ geboren wurde. Eine Anzeige in der Presse, in der Vater Schirmer ein Pferd zum Verkauf anbietet, benennt die Alte Landskron als Wohnsitz.

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Die Mär vom Haus am Markt als Geburtsort des Künstlers kam in die Welt, weil die Familie zur Geburt des Sohnes Philipps 1809, wie Schirmer selbst in seinen Lebenserinnerungen schreibt, dorthin umzieht. Auf einer Zeichnung des 14-Jährigen angehenden Malers zeigt er den Markt mit dem Wohnhaus. Ein später eingefügtes Kreuz wurde so missgedeutet, dass es zu der Gedenkplatte an Markt 3 kam. Tatsächlich kann man auf der Zeichnung die Leihbücherei ausmachen, die Mutter Schirmer unterhalten hat und die durch den Maler verbürgt ist. Dieses Haus liegt zwischen der Schwanen-Apotheke und der Ecke Marktstraße. Am Markt 6 lebt und arbeitet Johann Wilhelm Schirmer als Buchbinder, bis er auszieht, in Düsseldorf sein Künstlerglück zu finden.

Am “Hotel Alte Post “ wird ab der zweiten Maiwoche für jedermann sichtbar auf das Geburtshaus mit einer neue Gedenktafel hingewiesen.

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