Ansprache zur Ehrenring-Verleihung an Pater Karduck, 2
Von Heinrich Stommel

Urkunde und Ring werden übergeben.

Urkunde und Ring werden übergeben.

Pater Karduck und die Musik

Seine Liebe zur Musik ließ ihn nicht ruhen und so gründete er schon bald einen Jugendchor. Es wuchs die Idee im Haus Overbach eine Adventsfeier zu veranstalten. Am 08.Dezember 1968 war es dann soweit. Bei einem adventlichen Abend für die Eltern der Unterstufenschüler des Internates sang der Chor unter der Leitung von Pater Karduck. Daneben gab es eine Fülle von anderen Darbietungen. Jeder Schüler wollte – oder sollte – vor den Eltern seinen Teil zum Gelingen des Abends beitragen. Schon an diesem Abend wurde der Wunsch laut, das Adventssingen in Haus Overbach im nächsten Jahr zu wiederholen.

Pater Karduck und Pater Rosenwick engagierten sich gemeinsam für den Chor und texteten und komponierten neue geistliche Lieder. Der damalige Musiklehrer Günther Kutz half bei den Arrangements und so entwickelte sich ein ganz spezielles Overbacher Repertoir.

Bereits Ende Januar 1969 folgte der nächste Auftritt des Chores. Aus Anlass der Franz von Sales Feier beging man im Haus Overbach einen Wortgottesdienst. Diesmal wurde durch den Chor ein „neuartiger musikalischer Rahmen“ geboten. So ist es in einem Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit zu lesen.

Ein Ordensbruder Pater Karducks wurde auf den Overbacher Jugendchor aufmerksam. Pater Hubert Leeb hatte in dieser Zeit des Aufbruchs nach dem II. Vatikanischen Konzil den „Kreis junger Missionare“, kurz „KIM“ genannt, gegründet. Er warb mit dieser Bewegung für Berufe in der Kirche. Um seine Ideen zu verwirklichen und eine funktionierende Organisation aufbauen zu können brauchte er zum einen Geld, das er nur durch Spenden bekommen konnte. Zum anderen suchte er nach Möglichkeiten, seine Idee zu verbreiten. So entstand der Gedanke, zur Unterstützung der KIM-Bewegung eine Platte mit den Liedern aus Haus Overbach aufzunehmen. Die Plattenaufnahmen vor Augen probten die Internatsschüler in jeder freien Minute voller Eifer mit Pater Karduck. Im März 1969 fuhren etwa 30 Schüler nach Köln um in den Rhenus Studios ihre erste Platte mit 4 Liedern zu besingen.

Was heute fast unglaublich ist, ist die Begleitung des Chores auf den Platten durch Musiker wie Kurt Ehlhagen, Jerry van Rooyen oder Peter Herbolzheimer. Wie er sich damals solche Musiker leisten konnte, fragen Sie sich? Die Musiker waren für eigene Aufnahmen mit Ihren Bands im besagten Studio. Sie waren interessiert an dem, was die jungen Leute da vorhatten und als Pater Karduck, Pater Rosenwick und Herr Kutz sie baten doch einmal einen Blick auf die Arrangements zu werfen um ihnen vielleicht einen Tipp zu geben, boten sie kurzerhand ihre Unterstützung an. So kam es, dass in den Pausen der Profis die Overbacher Internatsschüler ihre Lieder aufnahmen.

Durch die Platten wurde der Overbacher Chor deutschlandweit bekannt. Ab Juni 1969 hatte der Chor zahlreiche Auftritte. Die Internatsschüler fuhren in aller Regel an jedem zweiten Wochenende nach Hause. An den übrigen Wochenenden fuhren Sie mit Pater Karduck zu Auftritten. Schon im Oktober 1969 folgte die zweite Plattenaufnahme.

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Im Dezember 1969 gestaltete der Chor dann das 2. Overbacher Adventssingen. Wir alle wissen, dass sich daraus eine Veranstaltung entwickelt hat, die heute auf eine fast 40jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken kann. Wahrscheinlich wissen nur Wenige, dass Pater Karduck sich nahezu regelmäßig vor dem Adventssingen eine heftige Erkältung einfing. Mit 2 Stunden Schlaf vor dem Start machte er sich dann fit um das Konzert zu überstehen.

Im August 1970 organisierte die KIM-Bewegung eine Wallfahrt nach Rom. Unter den rund 800 Mitreisenden war der Overbacher Chor mit Verwandten und Freunden. Insgesamt umfasste die Gruppe aus Overbach etwa 100 Personen. Bei der eigens für die KIM-Pilger organisierten Audienz sang der Overbacher Chor vor Papst Paul VI.

Wieder zuhause sangen die Jungen in den verschiedensten Kirchen und bei Konzerten. Überall wurden sie begeistert empfangen. Einmal allerdings löste eine durch den Overbacher Chor gestaltete Messe heftige Diskussionen über den „Untergang der Kirchenmusik“ aus. Das blieb allerdings ohne nennenswerte Auswirkungen auf den Erfolg des Chores. Schließlich folgten weitere Schallplatten und unzählige Auftritte. Im Juli 1971 wurde die KIM-Zentrale in Ingolstadt feierlich eingeweiht, selbstverständlich unter Mitwirkung des Overbacher Chores. Im Oktober 1973 folgte ein weiterer Höhepunkt. Die neue geistliche Musik hatte so viele Anhänger gefunden, dass das ZDF ein sogenanntes „Sacro-Pop-Festival“ veranstaltete. Eine ganze Reihe von Gruppen und Chören fand sich dort zusammen. Bei der Übertragung der Veranstaltung im ZDF wurde ein Lied der Overbacher als Titelmusik gesendet. 1982 sang der Chor auf dem Katholikentag in Düsseldorf und im Jahr 1988 auch in Aachen. Dort traten Chor und Blasorchester zur Eröffnung auf dem Katschhof vor 8.000 Menschen auf. Bis 1984 entstanden insgesamt 9 Schallplatten, die maßgebend dazu beitrugen, das Overbacher Liedgut vielen Menschen nahe zu bringen.

So ganz nebenbei hat Pater Karduck im Jahr 1971 dann auch noch angefangen in Köln Musik zu studieren. Nach erfolgreichem Abschluss dieses Studiums war er dann ab 1979 als Musik- und Religionslehrer im Gymnasium Overbach beschäftigt.

Lesen Sie weiter Pater Karduck - der Begründer der Overbacher Kirmes


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