8. Zitadellenfest

Die Jülicher Hochzeit als prächtiges Historienspektakel
Von Redaktion [09.06.2006, 21.17 Uhr]

Am 16. Juni 1585 und den folgenden sieben Tagen sahen die Menschen beiderseits des Rheins merkwürdige Dinge vor sich gehen: Während in Düsseldorf mit großem Feuerwerk Hochzeit gefeiert wurde, donnerten in Sichtweite auf der anderen Rheinseite die Kanonen.
Dort tobte der Kölnische Krieg zwischen katholischen und protestantischen Truppen um das Erzstift Köln. Das Hochzeitspaar ließ sich davon nicht schrecken und schaute lieber auf das prächtige Feuerwerk, das Zuckerbankett und die tanzenden Gäste. Johann Wilhelm, Sohn des regierenden Herzogs Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg, ehelichte Markgräfin Jakobe von Baden. Dieses Ereignis wird im Mittelpunkt des 8. Zitadellenfestes stehen, das am Sonntag, 18. Juni, zwischen 11 und 19 Uhr ein Fenster in die Renaissancezeit öffnet. Die Jülicher Hochzeit wird vor der Kulisse der bau- und kunstgeschichtlich bedeutenden Landesfestung und Residenz in Jülich aus der Mitte des 16. Jahrhunderts nachempfunden.

Zur Zeit dieses als ,,Jülicher Hochzeit“ in die Geschichte eingegangenen Ereignisses waren die Herzogtümer Jülich, Kleve und Berg, sowie die Grafschaften Mark und Ravensberg und die Herrschaft Ravenstein in einem Territorienkomplex vereint, der die Wurzel des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen bildet, das 2006 seit 60 Jahren besteht. Die acht Tage währende Hochzeitsfeier mit Festbanketten, Umzügen, Musik- und Tanzvorführungen, Reitturnieren und Feuerwerk wurde in allen Einzelheiten in dem illustrierten Bericht des Landschreibers Dietrich Graminäus festgehalten, der den Veranstaltern des 8. Zitadellenfestes in Jülich als Regiebuch diente, um den Glanz der Jülicher Hochzeit auf einen Tag zu verdichten.

Vor der Kulisse des herrlichen Jülicher Renaissanceschlosses führen die Akteure des 8. Jülicher Zitadellenfestes vier Triumphzüge auf, die sich thematisch den Jahreszeiten anlehnen. Dabei sind in prächtigen Kostümen das Hochzeitspaar Johann Wilhelm und Jakobe, der Hofstaat, die Hochzeitsgäste und viele Musik- und Tanzgruppen. Besonderer Höhepunkt des Festes ist die Hochzeit selbst, untermalt von der Musik des Hofkomponisten Martin Peu d’Argent, dessen Noten überliefert sind und nachgespielt werden. Es ist schon etwas besonders, als ,,einfacher“ Bürger miterleben zu können, wie der Adel vor mehr als 400 Jahren feierte.

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Historische Szenen aus dem Alltag der Bürger des Herzogtums unterhalten die Gäste des 8. Zitadellenfestes auf amüsante und einzigartige Weise. Gaukler und Feuerspucker, Fabelwesen und Landsknechte, Falkner und Marktleute treten in lebendigen Bildern auf. Die Geschichte einer vermeintlichen Hexe in Jülich wird nachgespielt und zeigt deutlich, dass das 16. Jahrhundert für die kleinen Leute äußerst dunkle Seiten zeigte und der Prunk der Jülicher Hochzeit diese Geschehen nur übertünchte.

Im Museum können die Besucher die Hochzeit an überlieferten Gegenständen nachvollziehen, so dem nach historischen Original nachgebauten Zuckerbankett. Die Schriftstellerin Ricarda Huch bezeichnet in ihrem bekannten Werk ,,Der Dreißigjährige Krieg“ die Jülicher Hochzeit als Vorspiel dieser schrecklichen Epoche der europäischen Geschichte. Sie schildert vor allem das tragische Schicksal der Markgräfin Jakobe, die sich gegen Widersacher am Hof des als schwachsinnig geltenden Jungherzogs vergeblich durchzusetzen suchte.

Das Zitadellenfest wird gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, von der NRW-Stiftung Natur/Heimat/Kultur, von der Kunststiftung NRW und von der Kultur- und Naturstiftung der Sparkasse Düren.
Veranstalter des Zitadellenfestes ist die Brückenkopf-Park Jülich GmbH in Kooperation mit dem Förderverein ‚Festung Zitadelle Jülich e.V.’ und dem Museum Zitadelle Jülich.


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