Klappentext des Films „Der Hexenturm“, herausgegeben vom Förderverein Festung Zitadelle

Jülichs mittelalterliches Rurtor
Von Förderverein Festung Zitadelle Jülich

1931 von einem Heißluftballon aus entstand dieses Bild des Hexenturms. Foto: SMJ

1931 von einem Heißluftballon aus entstand dieses Bild des Hexenturms. Foto: SMJ

Überfälle, Fehden und Kriege führten dazu, dass Jülich fast 1700 Jahre lang zunehmend befestigt wurde – seit dem Bau des spätrömischen Kastells Anfang des 4. Jahrhunderts bis zur Schleifung der Stadtbefestigung 1860 durch die Preußen. So waren für Graf Walram I. (1278-1297) auch die Zerstörung Jülichs durch den Erzbischof von Köln 1278 und die für ihn siegreiche Schlacht von Worringen 1288 gegen den Erzbischof der Anlass, Jülich mit einem neuen Mauerring sowie drei wehrhaften Stadttoren zu versehen; endgültig fertiggestellt wurde die Stadtbefestigung aber wohl erst von den Grafen Gerhard VI. (1297-1328) oder Wilhlem V. (1328-1361); genauer ist das Datum der Errichtung nicht bekannt.

Das westliche „Rurtor“ erfüllte - bis heute nachempfindbar – taktische Verteidigungsfunktionen. Fast 13 Meter hoch, war es dazu feldseitig mit runden, dreigeschossigen Zwillingstürmen mit 17 Schießscharten für Armbrustschützen und einem zurückversetzten Mittelbau mit Wehrerker über dem spitzbogigen Tor ausgestattet, das noch durch ein starkes Fallgatter verschließbar war. Die runden, 1,60 Meter bis 2,30 Meter starken Mauern aus grobem Bruchstein, Feldsteinen, Rurkiesel und römischem Ziegelbruch waren ursprünglich mit einer „Wehrplatte“ flach gedeckt und mit einem Zinnenkranz versehen, hinter dem die Verteidiger Schutz fanden.

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Der Hexenturm von der Kleinen Rurstraße aus gesehen - vor dem 2. Weltkrieg.

Der Hexenturm von der Kleinen Rurstraße aus gesehen - vor dem 2. Weltkrieg.

Ins Turminnere konnte man nur stadtseitig durch drei massive Türen gelangen. Eine schmale, steile Treppe erschließt heute noch die gewölbten Turmräume und zwei größere Kammern im Mittelbau. In dessen Mauerwerk wurden auch Spolien aus Sandstein von römischen Gräbern aus dem 1. Jahrhundert vermauert, sie zeigen ein „Totenmahl“ und eine männliche Figur, die – als Zeichen des Bürgerstandes – in eine Toga gekleidet ist. Die geschwungenen, sechseckigen Turmhelme mit Zwiebelhauben stammen aus dem 17. Jahrhundert; die Wetterfahnen zeigen heute Jülicher Wahrzeichen: den „Strohmanus“ und den „Jülicher Löwen“.

Etwa 250 Jahre lang hatte die mittelalterliche Befestigung Bestand. Erst ab 1548 mussten Herzog Wilhelm V. und Alessandro Pasqualini sie durch eine „italienische“ Stadtbefestigung mit Zitadelle ersetzen, die mit geraden, bis zu 46 Meter starken Wällen und gewaltigen, pfeilförmigen Bastionen auch Angrffen mit Kanonen standhalten konnten. In dieser Zeit wurde der mittelaltliche Befestigungsring als Steinbruch benutzt, das Rurtor blieb jedoch erhalten – zusammen mit dem etwa 25 Meter langen Mauerrest an der heutigen Poststraße. Nach dem Abbruch des Bedestigungsrings diente das Rurtor bis 1797 dem „Haupt- und Criminalgericht“ des Herzogtums als Gefängnis und teils auch als Folterstätte, weshalb es unzerstört erhalten blieb. Auf der Nordseite, unter einem alten Abortkerker ist noch der ursprüngliche Anschluss der hier 1,7 Meter starken Stadtmauer zu erkennen. Der Name „Hexenturm“ entstand erst im 18. Jahrhundert; Hexenverfolgungen waren in Jülich allerdings selten. Seit 1902 ist der Hexenturm Museums- und Ausstellungsdomizil. Die Westwand des Kulturhauses nimmt in moderner Architektursprache diese alte „Wehrmauer“ auf und auch deren Brustwehr und der vorgelagerte Stadtgraben sind angedeutet.

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